Gitterpflanzenpresse

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lemmi
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Re: Gitterpflanzenpresse

Beitrag von lemmi »

Was ist mit “Lösungsmittel-Trocknen“ gemeint?

Du könntest auch versuchen, die harten Teile / Strünke zu blanchieren, d.h sie kurz in kochendes Wasser zu tauchen, und dann zu pressen. Dadurch sollte sich das Verziehen verhindern lassen.
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Re: Gitterpflanzenpresse

Beitrag von Indikator »

Mit Lösungsmittel-Trocknen meine ich, dass ich Stücke vom Strunk in einem Lösungsmittel wie Ethanol oder Aceton einlege, das ersetzt das Wasser in den Zellen und verdampft schneller als Wasser, wenn man es danach an die Luft legt. So kann man auf relativ einfache Art auch Insektenlarven trocknen, ohne dass sie verschrumpeln, daher könnte das auch mit festen Pflanzenteilen funktionieren.

Das Blanchieren ist eine tolle Idee! Danke! :)
mfg
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It was dead when we met.
Glaskocher
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Re: Gitterpflanzenpresse

Beitrag von Glaskocher »

Die Sperrholzplatten als Pressbacken finde ich nicht optimal. Sie sind zu luftdicht. Im Baumarkt gibt es ca. 18mm dicke Weichfaserplatten, die gerne als Pinwand oder Dämmung verwendet werden. Sie sind diffusionsoffen und können Lücken im Gitter der Pressbacken überbrücken. Als großformatige Backen sollten sich Paletten eignen, auf denen man eventuell noch eine Querlage schmaler Leisten aufbringt.

Fleischige Blattrippen, -Stiele und Stängel sind eine Herausforderung. Sie trocknen langsamer als dünne Blattflächen und schrumpfen dadurch zu späterer Zeit. Die Herausforderung ist somit, die Stängel rasch und die Blattflächen trotzdem langsamer zu trocknen, um das Verziehen zu vermeiden. Zusätzlich muß das Trocknen möglichst bald das Gewebe konservieren, um dem Verderb vorzubeugen. Eventuell muß man dazu den Vorgang unterbrechen, um einen Feuchteausgleich zu ermöglichen, wenn der Verderb nicht mehr befürchtet wird.

Das Blanchieren zerstört viele stützende Strukturen. Das Gewebe kann dadurch rasch verschmieren und die Konsistenz von Blattspinat-Gemüse annehmen. Es ist einen Versuch wert, sollte aber nicht mit besonders wertvollem Material getestet werden.

Das Trocknen unter Lösemitteln (Ethanol, Aceton, Essigester...) wird immer Inhaltsstoffe extrahieren, also die Farben verblassen lassen. Nach einem oder wenigen Durchgängen der trocknung von Pflanzen läßt die Wirksamkeit nach und man muß das Lösemittel ersetzen. Um jetzt nicht große Mengen Altlömi zu sammeln müßte es regeneriert werden. Die Extrakte lassen sich durch Destillation abtrennen, beim Wasser wird man zum Teil anders vorgehen müssen; Stichwort "Lösemitteltrocknung". Auch hier werden dünne Blattflächen zuerst trocknen und fleischige Rippen und Stängel länger brauchen. Die Gefahr des Schimmelns besteht nicht, aber man muß für sicheren Brandschutz sorgen. Metallwannen mit dicht sitzendem Deckel sind Pflicht. Der Deckel dient gleichzeitig als "Notlöscher", falls die offene Wanne sich entzündet. Zusätzlich sollte ain geeigneter Feuerlöscher (Löschertype und -Größe) bereit stehen.

Das Einbetten könnte hier große Vorteile bieten. Das Einbettungsmaterial kann Wasser aufnehmen und das Trockengut in einer natürlichen Form stützen. Das Einfachste ist feiner Sand, wenn es um die Stützwirkung geht. Er behindert allerdings die Diffusion von Wasser und kann dadurch Schimmel fördern. Besser geeignet ist Silikagel (Kieselgel), das das Wasser zuerst mal in sich aufnehmen kann. Das Wasser kann sich dann über Diffusion in der gesamten Schüttung ausbreitenund an der Oberfläche verdunsten. Je nach Korngröße kann das Material in Haaren oder Blattachseln verhaken oder als Staub hängen bleiben. Ob man da mit Schutzlagen aus Vlies oder Papier arbeiten kann weiß ich nicht. In jedem Fall kann man das Silikagel im Backofen regenerieren und somit mehrfach nutzen. Manche Sorten besitzen einen Farbindikator, der die Sättigung mit Wasser anzeigt.
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