HPLC zusammenbauen

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Cumarinderivat
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HPLC zusammenbauen

Beitrag von Cumarinderivat »

Hallo,

ich habe heute von meiner Schule ein gebrauchtes HPLC-System von Merck/Hitachi überlassen bekommen.

Es besteht aus einem L-5000 LC Controller, 655A-11 Liquid Chromatograph (Pumpe), 665A Variable Wavelength UV Monitor und L-3000 Photo Diode Array Detector.
Da ich das Gerät jedoch auseinandergebaut bekommen habe und auch ggf. Kabel fehlen (zumindest mal die Netzkabel auf jeden Fall), suche ich jetzt jemanden, der sich mit HPLCs auskennt und mir beim Zusammenbauen etwas helfen kann.
Oder hat jemand ein Handbuch oder sowas für mich?

Zwei Kabel waren noch dabei, eines für die Gradientenmischkammer (Zuordnung eindeutig) und eines, welches an der Pumpe steckte und nur an den "C1 (I/O Bus)"-Stecker am Controller passt.

Unklar ist mir momentan folgendes:
Sowohl am Controller als auch am DAD gibt es einen runden Stecker, der mit "PAN" bezeichnet ist. Am DAD trägt er eine Schutzkappe, am Controller nicht. Wofür ist dieser Stecker da und muss ich die beiden verbinden?
Bild

Ansonsten besitzt der DAD noch einen Stecker mit 2 Polen, der Alarmanlage "Recorder Start/Stop" bezeichnet ist, was mache ich mit dem?
Bild

Und ist die RS232C-Schnittstelle am DAD zum Anschluss eines PCs gedacht?

Ansonsten gibt es noch jede menge Schraubkontaktleisten, aber davon mehr, falls sich jemand findet, der mir helfen kann.

LG,
Florian
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Phil
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Beitrag von Phil »

Versuche bei dem Hersteller eine Gebrauchsanweisung zu bekommen und ist das gerät funktionstüchtig gewesen als es auseinander gebaut wurde?
Eventuell hilft der Hersteller auch und es gäbe noch Kabel.
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Cumarinderivat
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Beitrag von Cumarinderivat »

Das Gerät war meines Wissens nach noch gebrauchstüchtig. Leider wurden wohl einige der Kabel bereits entsorgt.

Ich werde mich mal an den Hersteller wenden, danke für den Hinweis.

LG,
Florian
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Cumarinderivat
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Beitrag von Cumarinderivat »

Ich hätte auch noch ein paar etwas allgemeinere Fragen:

Bei der Inspektion der abgezwickten Schläuche habe ich festgestellt, dass die Kapillarschläuche am Ende abgeflacht sind und die Schläuche zur Eluentenzufuhr vor der Gradientenmischkammer am Ende wie umgestülpt aussehen.
Weiß jemand, wo man solche Schläuche herbekommt?

Und dann frage ich mich noch, wofür der Ansatzstutzen an dem rechten Metallteil auf dem folgenden Bild da ist. Ist das eine Hochdruck-Gradientenmischkammer? Und der Stutzen ist für die zweite Pumpe?
Bild

Und kann mir jemand sagen, warum das Injektionsventil zwei Abfallstutzen hat? Da läuft doch eigentlich nur ein Überschuss an Probelösung bei der Injektion raus.

Außerdem lässt sich der Kapillarschlauch am Ende der Säule auch nach abschrauben der Kunststoffverschraubung nicht herauslösen, hat da jemand eine Idee?

LG,
Florian
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R'-MgX
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Beitrag von R'-MgX »

Erstmal Herzlichen glückwunsch zu diesem tollen Fang! Ich bin gespannt was du draus machst. Kann mir vorstellen das es recht schwierig wird Lösemittel in außreichender Reinheit und Menge kontinuierlich zusammen zu bekommen.

Bild

1. Das ist die Niederdruckmischkammer, die Anteile der Lömis werden an einem Ventil hinter der Abdeckung mit der Aufschrift "proportioning valve" eingestellt. Das umstülpen am Ende eines Schlauches nennt man bördeln, die durch das umfalzen entstandene (jetzt viel größere) Fläche dichtet signifikat besser. Niederdruckleitungen bestehen aus PTFE oder FEP einfach mal nach Kapillaren aus entsprechendem Material googlen.
2. Injektor / 6-Wege-Ventil, daran angeschlossen sein sollte eine Probenschleife, die entsprechend mit ihrem Volumen gekennzeichnet ist z.B. 20 µL. Was ich mir vorstellen kann was du als "zwei Abfallstutzen" beschreibst sind die angeknipsten Kapillare von der Pumpe zum Ventil und vom Ventil zur Säule gehen. Ohne ein Bild kann ich da leider nich mehr dazu sagen, aber prinzipiell sollten die Anschlüsse gekennzeichnet sein.
3. Purgeventil, es dient dazu die Pumpe "anzufahren" also große Luftblase zu entfernen und die Pumpe mit deim eingestellten Solvent zu spühlen. Die untere der beiden Leitungen geht zum Lösemittelabfall, die obere zum Injektor.


Hoffe ich konnte schonmal etwas weiterhelfen

Lg Nils
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Cumarinderivat
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Beitrag von Cumarinderivat »

Vielen Dank für die Erläuterungen!

Der Injektor besitzt allerdings wirklich zwei Abfallstutzen, da ist nichts abgezwickt worden, Säule und Pumpe sind noch angeschlossen. Außerdem habe ich auch im Internet auf Fließbildern zwei "Waste"-Ausgänge gefunden, mir ist allerdings immer noch nicht klar, wofür der zweite ist.

Was die Lösemittel angeht, ich benutze die HPLC ja sicher nicht so oft, wie das im betrieblichen Alltag der Fall wäre. Außerdem kenne ich jemanden, bei dem ich sehr günstig Lösemittel zur Spurenanalytik bekomme ... sofern er mal Zeit hat ;).

Ich konnte inzwischen auch einige Fortschritte verzeichnen, mir ist es nämlich gelungen, mit den zwei noch vorhandenen Kabeln vom Controller aus vollständig die Pumpe anzusteuern (Gradientenmischverhältnis, Flussrate, Start/Stop, Purge)! Außerdem habe ich es geschafft, über zwei der Schraubkontakte den DAD vom Controller aus zu starten.

Hast du eine Idee, wo ich leihweise ein Bördelwerkzeug für die Schläuche herbekommen könnte? Weil ich muss ja die abgezwickten Schläuche ersetzen.

LG,
Florian

Edit: Hier sind mal noch ein paar weitere Bilder:

Bild
Der Controller von vorne

Bild
Der Controller von hinten

Bild
Pumpe von vorne

Bild
Pumpe von hinten

Bild
Injektionsventil und Säulenhalterung (Säule hab ich abgeschraubt, die war mit dabei). In dem Gläschen stecken die beiden Abfallstutzen (zumindest zum halten ist es sehr geschickt, dass es zwei sind ;)!)

Bild
UV-Monitor von vorne

Bild
UV-Monitor von hinten

Bild
DAD von vorne

Bild
DAD von hinten
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R'-MgX
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Beitrag von R'-MgX »

Vllt. mal bei dir in der Schule fragen ob se sowas haben oder mal bei der nächsten Hochschule fragen.

Was du noch beachtensolltest ist die Pumpe NIE(!!1!) ohne Eluenten laufen zu lassen, das mögen die Saphirkolben nicht, die werden dann nämlich sehr schnell undicht. Einfach IPA pumpen lassen, das benetzt gut und kostet "nix". Was du auch vermeiden solltest sind scharfe Nadeln, damit machst dir den Teflonkegel im Injektor kaputt, dann suppt die Probelösung ehr vorne raus als das die Probenschleife gefüllt wird. Es gibt extra stumpfe Nadeln die vorne leicht komisch geformt sind. So kann man noch dutzende andere Dinge aufzählen, der Teufel steckt halt im Detail.

Was hst denn für ne Säule dabei bekommen?

Nils
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Cumarinderivat
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Beitrag von Cumarinderivat »

Für das Laufenlassen ohne Eluent ist es leider schon zu spät, ich werde das ab jetzt aber auf jeden Fall bleiben lassen!

Eine entsprechende stumpfe Luer-Lock Nadel war dabei.

Die Säule ist eine LiChrosorb® RP-18 (5 µm) Hibar® RT 250-4 von Merck.

LG,
Florian

Zum spülen reicht "normaler" Reinst-IPA, oder?
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R'-MgX
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Beitrag von R'-MgX »

Solangs frei von Fett ist passts. Ja was solls, sollte nur nich zu oft und vorallem zulange passieren.
Oh und wo wir gerade dabei sind, Eluenten und Proben sollten partikelfrei sein d.h. eine Filtration über einen Membranfilter (0,2 µm) ist ein muss für jede Probe da es sonst zu Verstopfungen an allen erdenklichen Stellen kommen kann, hier empfelen sich Spritenvorfilter. Frisch geöfnete Eluentenflaschen müssen nicht extra filtriert werden da diese eigentlich "partikelfrei" sind, dennoch sollte sich am Ende des in Eluenten hängenden Schlauches eine entsprechende Glasfritte befinden.
Trick 17: In den Fritten bleibt gerne Luft hängen wenn man sie von der einen in die andere Lömiflasche hängt, leichtes klopfen der Fritte gegen die Gefäßwandung hilft oft weiter (während die Pumpe läuft).
Gibt kaum was ärgerlicheres als eine unverhofft ansteigende Basislinie oder Geisterpeaks weil sich Luftbläschen bis in den Detektor gemogelt hat.

250x4 mm wow nen ganzschöner Klopper :lol: Denk dran den Druck unter 90 bar zu halten, mehr verträgt die Packung nämlich nich.

Mir fällt grad auf, hast du keinen Degaser?

Nils
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Cumarinderivat
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Beitrag von Cumarinderivat »

Nein, Degaser hab ich keinen, ham wir in der Schule meines Wissens nach aber auch net.
Ich hätte mir halt ein Ultraschallbad besorgt und da die Flaschen vorher kurz reingestellt.

Die Pumpe hab ich jetzt mit IPA durchgespült, am Anfang hab ich mit der Spritze etwas nachhelfen müssen, aber jetzt läuft sie wieder einwandfrei.

Membranfilter hab ich noch keine, muss ich noch besorgen. In der Schule ham wir immer 0,45 um Filter genommen, reicht das auch?

LG,
Florian
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R'-MgX
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Beitrag von R'-MgX »

Mmmh das is komisch, ich selbst hab noch nie nen HPLC System ohne Degaser gesehn. Ja musst dann halt schauen wie es wird mit dem Ultraschallbad.
Ja 0,45 µm sollte auch passen.
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Cumarinderivat
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Beitrag von Cumarinderivat »

So, es gibt so einiges neues zu berichten!

Zuerst einmal habe ich von VWR endlich die Bedienungsanleitungen bekommen. Das, sowie ein Telefonat mit dem VWR-Mitarbeiter, hat mich schon ein großes Stück weitergebracht!
Mir ist es inzwischen gelungen, den Systemdruck im Display des Controllers anzeigen zu lassen, den DAD mit dem Außerdem habe ich jetzt zwei Möglichkeiten, den Detektor anzuschließen.

Variante 1: Über die kostenlose Chromatographie-Software "CHROMuLAN" und den zugehörigen A/D-Converter ("ULAD 32"). Ein so teil kostet 260 € und hat zwei analoge Signaleingänge. Ich könnte also mit einem 2 und mit zwei 3 Wellenlängen detektieren.

Variante 2: Der VWR-Mitarbeiter hat mir erklärt, dass der DAD nur über den sog. "PAN"-Ausgang (BNC-Stecker) Spektren ausgeben kann. Da gibt es dann ein Interface und das wird an den PC angeschlossen und über eine (uralte) Software ausgewertet. Die würde ich sogar kostenlos bekommen, falls es die noch gibt!

Die ganze HPLC Anlage ist übrigens so von 1986/87, es ist also nicht sooo sehr verwunderlich, dass sie keinen eingebauten Degaser besitzt. Und der DAD ist immerhin auch der erste, den Hitachi jemals gebaut hat!

Liebe Grüße,
Florian
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R'-MgX
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Beitrag von R'-MgX »

Das hört sich ja schon mal sehr gut an!
Variante 2 währe natürlich die mit dem größten Mehrwert. Ich bin sehr gespannt was sich da noch ergibt.
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Cumarinderivat
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Beitrag von Cumarinderivat »

Ja, das bin ich auch!

Der VWR-Mitarbeiter wollte mal schauen, ob es diese Interface noch gibt.

Die Kapillarschläuche habe ich jetzt mit Teflon-Ferrules (das sind solche Kegel zum über das Schlauchende schieben) angeschlossen, die ich hinten (da sie nicht ganz dicht waren) mit Teflonband abgedichtet habe. Dicht ist es jetzt in jedem Fall, ich muss halt noch überprüfen, ob es (wenn es blöd läuft) möglicherweise zu Probenverlust und/oder Memory-Effekten kommt. Wenn das ganze System einsatzfähig ist, werde ich es mal mit Coffein-Lösungen testen (auf Reproduzierbarkeit, Linearität, Präzision).

Liebe Grüße,
Florian
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Bin gespannt ob du das System zum Laufen bekommst. Für mich persönlich wären chromatografische Geräte nur mit nem MS Detektor sinnvoll, wenn man neue Sachen macht und keine Referenzen hat ist das immer ein wenig doof.

Viel Erfolg weiterhin!
IOC

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