Hallo mgritsch,
hinsichtlich der Einschätzung von Zinnober für sich genommen gebe ich Dir recht. Andererseits gibt es im Labor aber auch fast keinen Einsatzbereich von unverändertem Zinnober, im Gegenteil: HgS entsteht gewollt bei Recycling und/oder Entsorgung von Hg, weil es aus Lösungen gefällt werden kann. Was wird also der Hobbychemiker, der HgS im Keller stehen hat, irgendwann damit machen: es zu anderen löslich verfügbaren Hg-Verbindungen umsetzen. Und damit sind wir schon die von dir skizzierte Stufe weiter.
Es beginnt schon bei der Umsetzung, sagen wir einmal mit Salzsäure. Abgesehen davon, dass als Nebenprodukt das ebenfalls nicht ganz unproblematische H2S frei wird, was schon mal die Arbeit im Abzug oder Freien notwendig macht, reißen die Gase auch das entstehende Quecksilbersalz im Aerosol mit, welches als solches leichter einen Weg in den menschlichen Körper findet.
Hinzu kommt das Risiko der unbemerkten Verschleppung im Arbeitsbereich und darüber hinaus. Die meisten löslichen Quecksilbersalze sind farblos. Wer schon mal mit stark färbenden Substanzen wie Kaliumpermanganat, Vanadiumpentoxid

oder Fluoreszein gearbeitet hat, wird bemerkt haben, wie oft und lange hinterher selbst winzigste Reste immer noch Schlieren beim Drüberwischen erzeugen, weil man selbst bei gründlichster Reinigung nicht in die letzte Mikroritze vordringen kann. Da gleiche passiert natürlich auch bei farblosen Verbindungen, mit dem Unterschied, dass das dann ggf. fatalerweise unsichtbar bleibt... Angesichts der Gefahr der kumulativen Wirkung von Hg und der Möglichkeit chronischer Gesundheitsfolgen oft schon durch kleinste aufgenommene Mengen ist das Risiko in diesem Zusammenhang ganz anders zu bewerten.
Krebserregende Stoffe spielen in einer anderen Liga - obwohl man das Risiko schon realistisch einschätzen sollte.
Hauptrisikofaktoren für eine Krebserkrankungen sind immer noch
1. genetische Disposition
2. Rauchen
3. übermäßiger/regelmäßiger Alkoholkonsum
4. ungesunde Lebensweise im Allgemeinen, z. B. in Form von Übergewicht, falscher/unausgewogener Ernährung oder nächtlicher Schichtarbeit
5. Erst danach folgt die Exposition mit Gefahrstoffen, meistens aber eher im beruflichen Bereich, insbesondere wenn sie dort regelmäßig, massiv und über Jahre hinweg erfolgt.
Besonders problematisch sind Mehrfachvorbelastungen. Da meine Eltern beide recht früh an Krebs verstorben sind, muss ich das Schicksal durch Faktoren, die ich beeinflussen kann (Umgang mit Karzinogenen im Freizeitbereich), nicht noch zusätzlich heraufbeschwören, in dem ich mir mehr von diesen Substanzen ins Labor hole als unbedingt nötig...
P.S. zum Hg: Zahnfüllungen aus Amalgam habe ich schon seit Jahren nicht mehr im Mund, und es gibt immer mehr Zahnärzte, die sich dieser kassenärztlichen Lösung komplett verweigern. Ich sage mal: eine gute private Zahnersatzversicherung macht es möglich...
Jeder muss selber wissen, was er sich zutraut oder nicht. Das setzt aber voraus, dass er darüber auch Bescheid weiß und abwägen kann. Information tut not. Und dafür sind Plattformen wie diese ja auch schließlich da.
Bei meinen Überlegungen kommt immer noch noch hinzu, dass in meinem Haus, wo ich experimentiere, neben mir auch noch meine Frau und unsere beiden Kinder wohnen. Da gilt es, unbemerkte Folgen meines Handelns als mögliche Gefahren im Voraus nicht nur für mich allein zu beurteilen, sondern doppelt gut abzuwägen.
Wer die Möglichkeit hat, ein professionell ausgestattetes, separates Labor weit abseits von Wohnen, Schlafen und Essen nutzen zu können, wird die genannten Entscheidungen ebenfalls anders treffen können. Man muss also schon differenzieren. Auch hier hast Du damit Recht.