Missgeschicke

Fragen zur allgemeinen Chemie; alles, was in keine andere Kategorie passt.

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NI2
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Beitrag von NI2 »

Die Erfahrung mit meiner Carbonat-Rakete dürfte hier irgendwo schon mal drinne stehen, aber da der thread gerade reanimiert wird, gebe ich sie gerne nochmal zum besten: Extraktion im Scheidetrichter, zuvor musste aber noch neutralisiert werden mit Carbonat. Ein unerfahrener NI2 hat einfach die Carbonat-Lösung in den Scheidetrichter gegeben und es hat schön geschäumt, er dachte sich nichts bei, hat den Stopfen drauf getan und drauf losgeschüttelt - natürlich mit dem Auslauf nach oben - wie es sich gehört. Der aerodynamisch exzellent geeignete birnenförmige Scheidetrichter (500 oder 1000 mL) flog mit einer Fontäne an sprudelnder Reaktionslösung und Extrakt einmal quer durchs Labor in die andere Raumecke und wurde dort pulverisiert. Den Plastikstopfen hatte ich noch in der Hand und wusste nicht ob ich lachen oder heulen sollte.
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Glaskocher
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Beitrag von Glaskocher »

Derartige "Arbeitsanleitungen" habe ich auch schon gefunden. Durch die Pyrolyse eines Essigsäurealkylesters entsteht ein Alken und Essigsäure. Letztere muß weg! Man taut also die Vorlage auf, trennt die Phasen, wäscht einmal mit Wasser und neutralisiert mit 10%iger Sodalösung. Am ersten Versuchstag hatte ich dann "Spaß ohne Grenzen", den Inhalt im Scheidetrichter zu halten. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich getraut hatte, den Stopfen aufzusetzen. Später wurden weitere Wäschen mit Wasser eingeschoben.



Experiment "Iodstickstoff" mit noch nicht ganz trockenem Produkt. Es knallt heftig, streut aber Reste durch den Hörsaal. Beim Fegen knistert und knattert es (inzwischen getrocknet) vor dem Besen.

Überhaupt sind nicht ganz trockene Explosivstoffe (im Demonstrationsvortrag) ein Risiko. Silberazid, am Vortag erfolgreich getestet, war in der Vorlesung noch feucht. Kleine Verpuffung, Alublech verbeult, Rest verstreut. Beim Dekontaminieren (mittels Brenner) wurden dann die größeren Krümel gezündet. Dann fegte ich auf der Keramiktischplatte noch wenige Milligramm Staub zusammen und zündete sie mit dem Brenner. Ohrenbetäubend ohne Gehörschutz war der Knall und in der Tischplatte hinterließ die Aktion einen bleibenden Eindruck mit feinen Rissen.
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Lithiumoxalat
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Beitrag von Lithiumoxalat »

Bei uns an der Schule haben mal zwei Schüler in einem 1 l Rundkolben 300 g Zimtstangen (grob zerstossen) mit 700 ml Diethylether extrahiert (unter Rückfluss kräftig erhitzt). Als es dann Zeit zum aufräumen war haben sie kurzerhand den Kühler weggenommen, den Herizpilz ausgeschaltet und den Kolben mit einem NS29/32 Stopfen verschlossen (den Stopfen natürlich ordentlich festgedrückt...). Ich war im anderen Zimmer am aufräumen, als ich einen riesen Knall hörte, als ich auf den Korridor trat lagen Scherben des Stopfens auf dem Boden und es roch nach Ether (zum Glück hat sich dieser nicht entzündet). Im Zimmer des Unglücks war alles voll mit Zimt (inklusive einem grossen Regal voller Glaswaren), das beste war aber, dass es an der Zimmertür einen Spinnenfaden hatte, an dem so alle zwei cm ein Zimtstück hing. Das ganze geschah in der Adventszeit, und die Bemerkung vom Chemielehrer war: "gut, dass ihr schon die Adventsdekoration aufgehängt habt"
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Pok
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Beitrag von Pok »

In einem Becherglas im Ofen entwässertes Bariumperchlorat:
Bild

Ich hatte das Becherglas danach lose mit Alufolie abgedeckt. In den folgenden Tagen hörte ich gelegentlich ein Knacken im Raum, dessen Ursprung ich aber nicht ausfindig machen konnte. 2 Wochen später sah das Becherglas so aus:
Bild

Analog zur "Frostsprengung" wurde das Becherglas gesprengt, da das Salz Luftfeuchtigkeit anzog und sich ausdehnte.
Glaskocher
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Beitrag von Glaskocher »

Ich hatte ein ähnliches Problem mit einer verdunstenden Lösung von Kupfersulfat. Der Kristallisationsdruck hatte zum Bersten des Glasbehälters geführt und die Mutterlauge austreten lassen.

Generell erzeugen kristallisierende Salze, wenn die Mutterlauge verdunsten kann, erstaunliche Kräfte. Sie sprengen Putz, Mauern und gar Felsen. Auch der Hydratwechsel zu höheren Hydratationsstufen erfolgt offensichtlich unter Volumenzunahme. Es gibt spezielle "Mörtel", mit denen man Gestein auf leise Art "sprengen" kann.
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