Schleicher & Schüll Nr. 601 ???

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Seaborg
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Schleicher & Schüll Nr. 601 ???

Beitrag von Seaborg »

Hallo,

kann mir jemand sagen, ob es ein gleichwertiges Nachfolgepapier für das "Schleicher & Schüll Nr. 601" gibt?
Das wurde in den 50-Jahren von dem Chemiker Fritz Feigl als ideal für die "Tüpfelchemie" empfohlen.

Gruß
Seaborg
Glaskocher
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Re: Schleicher & Schüll Nr. 601 ???

Beitrag von Glaskocher »

Ein ähnliches Problem (Ersatz eines uralten Filterpapiers für Demonstrationsversuche) hatten wir auch. Ich schaue nächste Woche mal nach, ob ich dazu noch Genaueres finden kann. Die Hahnemuehle bietet einen "Ersatzfinder" als Service an, hat aber, natürlich, kein S&S gelistet. Aber frag mal dort nach...

Welche Eigenschaften machen denn das S&S601 so besonders geeignet? Ich vermute, daß das Papier möglichst inert und gut saugfähig sein soll, aber die Tupfen trotzdem nicht ins Unendliche breit laufen dürfen. Das sind eher "Sekundärtugenden" eines Filterpapiers. Hast Du denn die Originalpublikation, in der das "S&S601" als Bester hervorging? Eventuell steht da drin, nach welchen Kriterien man geprüft hatte und man kann diese Tests reproduzieren und auf neue Typen ausweiten.
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Seaborg
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Re: Schleicher & Schüll Nr. 601 ???

Beitrag von Seaborg »

Feigl hat in seinem Buch aufgeführt: S&S 601 (German) Special spot test paper/ Medium absorption rate
und noch: S&S 595 Fast absorption Rate
sowie: Whatman 120 Special spot test paper/Fast absorption rate

Er beschreibt in seinem Buch den erheblichen Einfluss des Papiers auf die "performance" der jeweiligen Reaktion und das S&S 601 eben als besonders "spot-test-geeignet", das soll wohl heißen, daß es auch einfache Trennungen zwischen einem direkten Niederschlag und weiterziehenden Lösungen erlaubt.
Glaskocher
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Re: Schleicher & Schüll Nr. 601 ???

Beitrag von Glaskocher »

Ich fand jetzt unter "Industriefiltration" die Rubriken für die Herstellung von Indikatorpapieren und darin versteckt die Chromatographiepapiere. Das sollte doch in die gewünschte Richtung gehen...?

Als Test könnte ich mir vorstellen, eine Mischung aus Kupfer- und Cobaltsalz zu tupfen und dann mit Rhodanid-Lösung zu behandeln. Das Kupferrhodanid fällt kolloid aus und das Cobaltrhodanid sollte als löslicher Komplex weiter ziehen, so es die Membran des Kupferniederschlages überwunden hat. Die "Bismut-Rutsche" sollte auch ein möglicher Test sein. Nur bräuchte man dazu eine Probe vom Papier...
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Seaborg
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Re: Schleicher & Schüll Nr. 601 ???

Beitrag von Seaborg »

Ja, das ist wohl die Richtung; Feigl hat bei verschiedenen Tüpfelnachweisen versucht, Trennungen auf dem Papier zu erreichen, so wie Glaskocher es beschreibt. Ich versuche halt in allen Richtungen nützliche Informationen zu meinem "Grundproblem" zu bekommen: der "eleganten" Trennung der Elemente in Kolwezit und anderen Mineralen.
Mein aktueller Ansatz: die Fällung von Cu, Co, (Ni) mit Rubeanwasserstoff-Lösung und dem dann folgenden Nachweis von Ca und (Mg) im Filtrat und dann: das Ganze übertragen in den µg-Bereich. :)
Glaskocher
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Re: Schleicher & Schüll Nr. 601 ???

Beitrag von Glaskocher »

Bei Kupfer kommt es zur altrosa-braunen Fällung, während Cobalt zum Tetrathiocyanatocobaltat(II) komplexiert wird, das eine violette Farbe hat. Bei den Runge-Bildern werden diese Reaktionen genutzt, um aus der Reaktion eine Art von Kunst zu machen. Wenn man jetzt nicht in die Mitte der "Spielwiese" tropft, sondern auf das Ende eines schmalen Streifens, dann sollte sich die Tropfengröße und der Reagenzverbrauch deutlich verkleinern lassen. Auch die Dimension der Dicke sollte sich noch mit dünneren Papieren vermindern lassen, um bei gleichem Laufweg noch weniger Lösung einsetzen zu müssen. Zuletzt könnte ein aus einer Einzellage vom Papiertaschentuch gedrehter Faden übrig bleiben, der in der Feuchtkammer auf dem OT liegt oder mit Wachstropfen an seinen Enden fixiert wurde. Über die Luftfeuchte und nachgetropftes Wasser müßte sich der Niederschlag vom "Filtrat" recht gut trennen lassen und letzteres sich an der Trockenfront aufkonzentriereren lassen.

Um Nickel neben Cobalt nachzuweisen könnte es klappen, das aufkonzentrierte (und eventuell getrochnete) Tetrathiocyanatocobaltat(II) von einer Lauffront von Dimethyldioxim "überholen" zu lassen. Wenn Cobalt so reagiert, wie ich es hoffe, dann müßte ein rosa Niederschlag liegen bleiben und das Cobaltsalz immer noch an der Lauffront sein. Jetzt brauchen wir eine Methode, um überschüssige Reagenzien los zu werden, um dann nacheinander Magnesium und Calcium mit passenden Reagenzien zu fällen, um die Kristalle betrachten zu können. Dieser Absatz ist nur Theorie, die noch getestet und bewiesen werden müßte...

Aber im Prinziep müßte ich die "Denke" dahinter verstanden haben, auch wenn ich einige Ionen im Mineral noch nicht berücksichtigt haben könnte (Fe). Alternativ zum Hinterherlaufenlassen des Reagenz' müßte man auch "Reagenzfallen" in Form von getrockneten Tropfen auf dem Laufweg auslegen können. Dadurch müßte die Konzentration an der Front auch bei recht kleinem Mengen groß werden können.
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