Siedepunkt Taupunkt Siedediagramm

Fragen zur allgemeinen Chemie; alles, was in keine andere Kategorie passt.

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CD-ROM-LAUFWERK
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Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Der Temperaturunterschied von Sumpf zu Kopf entsteht durch zunehmende Annäherung an reines Wasser im Sumpf und gleichzig noch relativ konzentrietem Ethanol im Kopf. Das deutet auf eine gute Trennleistung unter den gegebenen Bedingungen hin. 500ml/h sind aber schon recht viel, ich bin erstaunt, dass das so gut getrennt hat... aber vielleicht misst das Thermometer oben auch nur nicht richtig, also zu wenig... versuch das mal mit Wasser zu verifizieren bzw. nach dem Abdestillieren des Ethanols einfach weiter machen, die Temperatur müsste dann ja irgendwann auf 100°C steigen wenn der Sumpf auch schon bei 100°C ist. Wenn nicht -> Problem erkannt.

Bezüglich Rücklaufverhältnis: Wenn der Rücklauf am Ende in den Kolben tropft (statt einfach die Wandung herunter zu fließen), weil der Schliff etwas in den Kolben ragt, so kann man die Tropfen halb-quantitativ mit selbigem Vorgehen mit denen in der Vorlage vergleichen.

Um den Kühler befüllen zu können musst du den Querschnitt irgendwie blockieren. Sei es mit Draht oder irgendwas, was sich geschickt verkantet oder man kann versuchen, eine Brückenbildung zu provizieren. Und wenn es alle 3 Kühler übereinander sein sollen, dann solltest du diese jeweils einzeln befüllen ;)

Das Thermometer kann man durch kräftiges(!) schütteln "reparieren", also die Flüssigkeit wieder runter zwingen. Ich habe das mal bei Quecksilber gemacht... da muss man schon ziemlich hohe Beschleunigungen erzeugen. Mit Ethanol sollte das einfacher sein.
Glaskocher
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Beitrag von Glaskocher »

Bei organischen Füllungen geht die Reparatur in "Fieberthermometermanier" wesentlich schlechter, da Quecksilber eine mindestens 13-fach höhere Dichte hat. Außerdem benetzen die organischen Füllungen das Glas (erschwerend).
CD-ROM-LAUFWERK
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Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Dafür ist die Oberflächenspannung von Quecksilber mit 476mN/m zu den 22,5mN/m von Ethanol 20x höher. Und genau diese Oberflächenspannung hält die Flüssigkeit oben. Die benetzende Wirkung ist auch hilfreich, da es eine Gegenkraft ist. So ist jedenfalls meine Denkweise. Bei Ethanol habe ich das noch nie gemacht.
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

Killom hat geschrieben:Mir ist im Verlauf der Destillation eine zunehmende Diskrepanz von Sumpf zu Kopftemperatur aufgefallen:
Bild
(Werte aus dem Kopf geschätzt)
an der Kurve ist verschiedenes faul.

Leider hast du uns wieder nicht verraten mit welcher Startzusammensetzung du gearbeitet hast oder wieviel ml du vorgelegt oder auch nur ungefähr bis zum Ende dieser Kurve überdestilliert hast. Was ist die skala der X-Achse? Mit so ungenauen Angaben/Messungen ist das leider alles fischen im Trüben und die Thermometer-Präzision ist dabei das geringste Problem.... :)

Bei der Start-Temperatur von 79° hättest du bereits ca 90 %igen Alkohol im Sumpf vorliegen und keinen Unterschied in Temperatur/Zusammensetzung zur Taulinie = du destillierst ohne Trennleistung
Hast du wirklich so hochprozentigen destilliert? Was erwartest du davon?
deine Angabe von 500 ml/h ist recht hoch, das sind ca 3 Tropfen pro Sekunde. Dabei würde ich (bei deiner Appratur) keine große Trennwirkung erwarten, folglich auch keinen Grund warum sich über den Verlauf der Destillation hinweg die Konzentration nennenswert ändern sollte. Der Temperaturanstieg ansich ist somit insgesamt unplausibel.

Kurz zum Grundverständnis:
Prinzipiell hat der Dampf über der Flüssigkeit (theoretisch) schon die gleiche Temperatur wie der Sumpf - das stimmt auch damit überein dass man im Siedediagramm eine horizontale Linie (isotherme) einzeichnet anhand derer man ablesen kann welche Zusammensetzung der Dampf hat. A priori gibt es also keinen Grund für auseinanderfallende Temperaturen.
Natürlich kommt es aber zu einem gewissen Wärmeverlust und damit Auskühlen über die Länge der Säule hinweg. Je mehr auskühlt, desto mehr kondensiert (das ist dann die Vertikale die du zwischen den beiden Linien einzeichnest). Wenn die Temperatur der unteren Linie erreicht ist, dann ist alles kondensiert (das sollte die Temperatur sein, die du ganz vorne an der Dampffront hast wenn sie sich ein Rohr entlang nach oben arbeitet).

Je größer die Temperaturdifferenz, desto mehr Rücklauf also, bei maximaler Differenz die zwischen die beiden Linien passt hast du somit 100% Rücklauf.
Der Letzte Punkt in deinem Diagramm sind 97° Sumpf = ca 5% EtOH... das ist im Gleichgewicht mit einer Dampfphase von ca 15% EtOH und die kann auf bis zu 93° abkühlen, dann hast du vollständigen Rückfluss (Alle Werte nur ungefähr aus dem Siedediagramm abgelesen, sicher +/- das eine oder andere °!) 85,5° die du gemessen hast passt da jedenfalls sicher nicht dazu. Genausowenig wie die oben erwähnten 500 ml/h und die eigentlich kaum erreichbare Anreicherung um jemals zu einem Sumpf zu kommen der nur noch 5% Restalkohol hat wenn man von 90% ausgegangen ist aber nur maximal 96%iges Azeotrop abziehen kann und das auch nur bei super Trennleistung...

Fazit:
Eine Kombi aus "wer misst misst Mist" und unvollständigen Angaben - was soll man da sagen...
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Killom
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Beitrag von Killom »

mgritsch hat geschrieben:an der Kurve ist verschiedenes faul.
Das habe ich irgendwie schon befürchtet.
mgritsch hat geschrieben:Leider hast du uns wieder nicht verraten mit welcher Startzusammensetzung du gearbeitet hast oder wieviel ml du vorgelegt oder auch nur ungefähr bis zum Ende dieser Kurve überdestilliert hast.
Also, die genaue Startkonzentration war unbekannt. Es handelte sich um etwa 8 L Spiritus/Wasser Gemisch von Ausfällungen, welches ich über die letzten Jahre gesammelt habe. Das wollte ich natürlich nicht einfach so in den Abfluss kippen. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, das vorher alles peniebelst zu Dokumentieren, da ich lediglich den Alkohol zur Wiederverwendung aufreinigen wollte. Die Vorlage hatte ein Volumen von 4L . Ich habe jeweils bis zur Kopftemperatur von 85.5°C Abdestilliert und am Ende insgesamt rund 4L Destillat erhalten.
mgritsch hat geschrieben:Was ist die skala der X-Achse?
Die Zeitpunkte an denen die Sumpftemperatur die angegebenen Temperaturen erreicht hatte.
Wobei ich hier scheinbar korrigieren muss. Nicht die Temperatur des Sumpfes, sondern die Temperatur des Destillats oberhalb des Sumpfes, vor dem Eintritt in die "Kolonne"! :wall:
mgritsch hat geschrieben:Bei der Start-Temperatur von 79° hättest du bereits ca 90 %igen Alkohol im Sumpf vorliegen und keinen Unterschied in Temperatur/Zusammensetzung zur Taulinie = du destillierst ohne Trennleistung
Genau da haben wir das erste Problem. Ich habe dich mit meiner Bezeichnung "Sumpf" fehlgeleitet. Deine weitere Analyse baut natürlich auf dieser Fehlleitung auf, wenn ich das richtig sehe.
mgritsch hat geschrieben:Siedediagramm eine horizontale Linie (isotherme) einzeichnet anhand derer man ablesen kann welche Zusammensetzung der Dampf hat.
Ich habe hier nicht versucht, eine Siedediagramm zu erstellen, sondern lediglich 2 Messwerte miteinander zu vergleichen. Kann auch sein, dass ich dich hier einfach nur falsch verstehe :conf:
mgritsch hat geschrieben:Eine Kombi aus "wer misst misst Mist" und unvollständigen Angaben - was soll man da sagen...
Mhja, ich gelobe Besserung :mrgreen: Die Thermometer mit abgerissener Säule sind bereits entsorgt. Die verwirren mich so schnell nicht mehr. Ich habe damals bei der Laborauflösung einfach nur alles Gegriffen, was mir sinnvoll erschien und womit ich etwas anfangen konnte. Geschenktem Gaul und so..

Danke jedenfalls, für deine vorangehenden Ausführungen zum Grundverständnis!
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

Killom hat geschrieben:Also, die genaue Startkonzentration war unbekannt. Es handelte sich um etwa 8 L Spiritus/Wasser Gemisch von Ausfällungen, welches ich über die letzten Jahre gesammelt habe. Das wollte ich natürlich nicht einfach so in den Abfluss kippen. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, das vorher alles peniebelst zu Dokumentieren, da ich lediglich den Alkohol zur Wiederverwendung aufreinigen wollte. Die Vorlage hatte ein Volumen von 4L . Ich habe jeweils bis zur Kopftemperatur von 85.5°C Abdestilliert und am Ende insgesamt rund 4L Destillat erhalten.
okay, das bringt ein bisschen Licht in die Sache. Eine genaue Konzentration ist nicht so wichtig, aber zumindest ungefähr wissen was man da vorliegen hat wäre zur Interpretation deiner Messdaten schon nützlich, sonst sind sie sehr zusammenhanglos (ich habe da irgendwas irgendwie destilliert... :)) --> du kannst zB mal über die Dichte grob hinkommen - 100 ml im Messkolben/Messzylinder auswiegen und du weißt schon mal die Größenordung auf 5-10% genau.

Also das Ziel war (grobe) Aufreinigung zum Recycling und du hast einen 5-liter Kolben mit NS29 und (zumindest) 2 Hälsen benutzt, darauf dann 2 (?) Allihn Kühler als improvisierte Kolonne gepackt?
Du hast dann 2 "Chargen" zu 4 Liter vorgelegt, destilliert und 2 mal ca 2 Liter = zusamenn 4 Liter Destillat + nochmal 4 Liter zu verwerfenden Sumpf erhalten?
Die Zeitpunkte an denen die Sumpftemperatur die angegebenen Temperaturen erreicht hatte.
also nach jeweils X minuten, ganz gleichmäßig verteilt über die Dauer? Man könnte also die 2 Liter die du in der Zeit (4 Stundenbei 500 ml / h?) herausgezogen hast gleichmäßig verteilen und so eine Destillat-Achse draus machen?
Wobei ich hier scheinbar korrigieren muss. Nicht die Temperatur des Sumpfes, sondern die Temperatur des Destillats oberhalb des Sumpfes, vor dem Eintritt in die "Kolonne"! :wall:
Naja wo du dir das Thermometer hingesteckt hast kannst nur du wissen ;) Aber mal so rein apparativ, wie bekommst du das Thermometer an so eine Stelle? Die Kolben die ich kenne haben idR einen seitlichen Hals wo man ein Quickfit odgl anbringen kann und bei dem Winkel der sich da ergibt etwas so hineinschieben dass es vor den Eintritt zur Kolonne gelangt ist sagen wir mal schwierig bzw deutlich "unnatürlicher" als das Thermometer einfach gerade in die Flüssigkeit zuu stecken? Kannst du mal ein Foto machen wie das arrangiert war bevor wir uns da textlich missverstehen?

Es sollte jedenfalls keinen wesentlichen Unterschied machen. Wie gesagt gibt es ein thermisches Gleichgewicht (der Dampf ist direkt über der Oberfläche mal sicher genau gleich warm wie die Flüssigkeit) und in einem großen Kolben in dem es sehr fleißig sprudelt (bei 500 ml/h abgezogenem Destillat und dazwischen Kolonne...) erwarte ich nur minimalste Auskühlung und folglich sollte im / über dem Sumpf egal sein.
mgritsch hat geschrieben:Bei der Start-Temperatur von 79° hättest du bereits ca 90 %igen Alkohol im Sumpf vorliegen und keinen Unterschied in Temperatur/Zusammensetzung zur Taulinie = du destillierst ohne Trennleistung
Genau da haben wir das erste Problem. Ich habe dich mit meiner Bezeichnung "Sumpf" fehlgeleitet. Deine weitere Analyse baut natürlich auf dieser Fehlleitung auf, wenn ich das richtig sehe.
siehe eben, nein, zumindest nicht wesentlich daneben, vieleicht wenige 10tel Grade...
mgritsch hat geschrieben:Siedediagramm eine horizontale Linie (isotherme) einzeichnet anhand derer man ablesen kann welche Zusammensetzung der Dampf hat.
Ich habe hier nicht versucht, eine Siedediagramm zu erstellen, sondern lediglich 2 Messwerte miteinander zu vergleichen. Kann auch sein, dass ich dich hier einfach nur falsch verstehe :conf:
Dass das was du erstellt hast kein Siedediagramm ist war klar, ich bezog mich auf die Grafik die du auch angegeben hattest in der du deine Trenn-Stüfchen eingezeichnet hast!
Eine horizontale Linie darin bedeutet "gleiche Temperatur" = isotherme.
Wenn das System im thermischen Gleichgewicht ist (also überall die gleiche Temperatur vorliegt) dann sagen dir die beiden Schnittpunkte dieser horizontalen Linie auf der einen Seite die Zusammensetzung des Sumpfs und auf der anderen Seite die Zusammensetzung des Dampfs darüber.
Wenn du den dampf dann geistig auskühlst dann folgst du einer vertikalen Linie nach unten = bei gleichbleibender Zusammensetzung kälter werden. Dabei bilden sich natürlich immer mehr Tröpfchen (der Anteil Dampf sinkt, Anteile im Prinzip nach dem Hebelgesetz) solange bis die vertikale Linie unten wieder die Siedelinie erreicht = die Temperaatur bei der wieder alles kondensiert ist.
Mit diesen Information aus dem Siedediagramm habe ich deine Datenpunkte verglichen. Jetzt klarer?

Ich glaube auch die Grafik die du als Siedediagramm mit geliefert hast ist eher eine Symbolgrafik denn genaue Echtdaten. Da sieht es zB so aus als gäbe es zwischen Azeotrop und 100% EtOH einen großen Unterschied von sicher 2 oder 3°, in Wirklichkeit sind das aber nur 0,3°! (78,2 vs 78,5° IIRC). Mag sein dass meine Interpretation ein wenig daran fehlegeleitet wurde, "echt" sieht das eher so aus:
Bild

das bedeutet nun:
bei 79° Siedetemperatur hast du etwa 83-84% EtOH vorliegen (bzw wenn man die Messunschärfe des Thermomenters von +/- 0,5° einbezieht eher 80-90% Bandbreite) = deine Startkonzentration. Die Tatsache dass du auch 79° am Kopf misst kann teils einem thermischen Gleichgewicht zugeschrieben werden, liegt teils daran dass die beiden Kurven dort so eng beisammen sind dass du den verbleibenden Unterschied kaum richtig abgelesen bekommst.
Zu Ende der Destillation bei 97° Siedetemperatur hast du etwa 4% EtOH vorliegen.
Das passt dann im neuen Diagramm schon etwas besser zu deiner Kopftemperatur von 85,5°, denn die sollte bei 86° liegen wenn du zu dem Zeitpunkt bereits nahe 100% Rücklauf hast = unten siedet es fröhlich aber es tropft fast nichts mehr in die Vorlage. Wie komme ich dazu - Linie bei 97 nach rechts bis sie die Taukurve schneidet, dann senkrecht nach unten bis sie die Siedelinie schneidet. Das bisschen was noch in die Vorlage tropft hat jetzt einen Gehalt von noch ca 28%.

Das was jetzt wieder nicht Stimmig ist, ist deine Destillationsbilanz. Wie kannst du bis auf einen Restgehalt von nur 4% im Sumpf destillieren und dabei die Hälfte deiner Vorlage abziehen? das Geht rein Mengenbilanz-Mäßig nicht. Wenn ich von anfänglichen 4 Liter zu 80% ausgehe und du ziehst daraus 2 Liter von (vereinfacht gedacht) 100%igem ab, dann bleibt dir 2 Liter 40%iger und nicht 4%iger. Du wirst aber keine 100% abziehen sondern eher nur so 90%igen wenn es gut geht, damit bleibt also noch mehr Alkohol zurück und die Konzentration des Sumpfs am Ende müsste auf jeden Fall über 40% sein.

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eule
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Beitrag von eule »

hmm, ist ein Aräometer zur Hand? Das Ausgangsmaterial damit zu prüfen wird ob der völlig unbekannten zusammensetzung wenig Sinn ergeben, dein Destllat aber wird wohl zum größten Theile aus Wasser und Alkohol bestehen, wenn ich die Geschichte im Thread richtig gelesen habe.

Somit ist über die Dichte jedenfals ein brauchbarer Anhalt für die tatsächlich vorhandenen Anteile beider Stoffe zu erhalten.
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Killom
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Beitrag von Killom »

mgritsch hat geschrieben:Also das Ziel war (grobe) Aufreinigung zum Recycling und du hast einen 5-liter Kolben mit NS29 und (zumindest) 2 Hälsen benutzt, darauf dann 2 (?) Allihn Kühler als improvisierte Kolonne gepackt?
Angegeben ist der Kolben mit 4L, hat 3 grade Hälse, benutzt habe ich 3x30cm Allihn als Impro Kolonne.
mgritsch hat geschrieben:Du hast dann 2 "Chargen" zu 4 Liter vorgelegt, destilliert und 2 mal ca 2 Liter = zusamenn 4 Liter Destillat + nochmal 4 Liter zu verwerfenden Sumpf erhalten?
Ich habe 2,6 Chargen wie unten auf dem Bild vorgelegt, destilliert und zusammen etwas über 4 Liter Destillat erhalten. Den verworfenen Sumpf müsste ich schätzen ... :|
mgritsch hat geschrieben:also nach jeweils X minuten, ganz gleichmäßig verteilt über die Dauer?
Nein, die Messpunkte sind nicht isochron. Ich habe lediglich die Temperatur des Kopfes abgelesen, nachdem die Temperatur über dem Sumpf um jeweils 1°C zugelegt hat.
mgritsch hat geschrieben:Man könnte also die 2 Liter die du in der Zeit (4 Stundenbei 500 ml / h?) herausgezogen hast gleichmäßig verteilen und so eine Destillat-Achse draus machen?
Mitnichten. Ich habe kein Protokoll geführt - die Werte sind lediglich "aus der Erinnerung" heraus interpoliert.
Gut Möglich, dass mich mein Eindruck von der benötigten Zeit für den Auszug täuscht. Es könnten auch 250ml/h gewesen sein. Ich habe mich nebenbei ja anderen Dingen gewidmet.
mgritsch hat geschrieben:Naja wo du dir das Thermometer hingesteckt hast kannst nur du wissen ;)
In einen der Seitenhälse mit Vorratsgefäß auf unterhalb der Schulterhöhe des Mittelhalses natürlich :angel:
mgritsch hat geschrieben:Aber mal so rein apparativ, wie bekommst du das Thermometer an so eine Stelle?
Gerade Hälse. Kein Quickfit oder dergleichen. Lediglich 3xNS29 + passenden Gummistopfen mit Bohrung.
mgritsch hat geschrieben:Kannst du mal ein Foto machen wie das arrangiert war bevor wir uns da textlich missverstehen?
Mit einem Foto kann ich derzeit leider nicht dienen. Aber mit Paint kann ich eben mal was zaubern ...
Bild
Füllstand etwa jedes mal wie auf dem Bild zu sehen. Ich nahm an, dass das die korrekte Füllhöhe für das angegebene Volumen ist - der Kolben hat leider keinen Eichstrich.
mgritsch hat geschrieben:Dass das was du erstellt hast kein Siedediagramm ist war klar, ich bezog mich auf die Grafik die du auch angegeben hattest in der du deine Trenn-Stüfchen eingezeichnet hast!
Ah!
mgritsch hat geschrieben:Jetzt klarer?
Ich verstehe zumindest schon mal, dass man die horizontal verlaufenden Linien der Treppenstufen im Siedediagramm "isotherme" bezeichnet :thumbsup:
Und dass der Verlauf den du mit der vertikalen Linie beschrieben hast, einem (1) theoretischen Boden der Kolonne entsprechen müsste.
Kann man das denn überhaupt so vergleichen? Ich meine die isotherme müsste - auf die Gesamtheit der Kolonne betrachtet - dann doch eine diagonale Lage annehmen (Start und Endpunkt der n-Böden zusammengefasst) und sich über den Verlauf der Destillation auf der Linie nach links bewegen und dabei eine der Gesamtheit der Kolonne entsprechende Neigung annehmen. Soweit ich das verstehe, muss die Anzahl der theoretischen Böden ja nicht ganzzahlig sein.

Bild

Demnach entsprach die Anfangstemperatur in etwa der Kopftemperatur weil die Konzentration des Ethanols zu Anfang in der Dampfphase recht hoch war. Der Sumpf verarmt mit fortlaufender Dauer an Ethanol und die Temperatur über dem Sumpf steigt, weil mehr Anteile an Wasser enthalten sind. Die theoretische Anzahl der Böden der Kolonne steigt, da im Verlauf der Destillation immer mehr Wasser an dessen Wänden kondensiert und die Geschwindigkeit, in der die Vorlage über geht, sinkt.

Ok, ich bin verwirrt. I don't check this. :conf:
mgritsch hat geschrieben:Ich glaube auch die Grafik die du als Siedediagramm mit geliefert hast ist eher eine Symbolgrafik denn genaue Echtdaten. Da sieht es zB so aus als gäbe es zwischen Azeotrop und 100% EtOH einen großen Unterschied von sicher 2 oder 3°, in Wirklichkeit sind das aber nur 0,3°! (78,2 vs 78,5° IIRC). Mag sein dass meine Interpretation ein wenig daran fehlegeleitet wurde, "echt" sieht das eher so aus:
Gut möglich. Ich habe mir das Diagramm genommen, weil es eine recht hohe Auflösung hatte und nicht weil es den (mir dato unbekannten) Echtdaten nahe kam.
mgritsch hat geschrieben:Das was jetzt wieder nicht Stimmig ist, ist deine Destillationsbilanz. [...] Wie man es dreht und wendet... Daten und Geschichten stimmen noch nicht...

Ich werde das nächste mal wohl besser Buch führen um soeinen durcheinander zu vermeiden. Das heißt, ich benötige Messgeräte. Waage und Aräometer ...
eule hat geschrieben:hmm, ist ein Aräometer zur Hand?
Leider nicht. Steht schon auf meiner Einkaufsliste.
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

Killom hat geschrieben:Ich habe 2,6 Chargen wie unten auf dem Bild vorgelegt, destilliert und zusammen etwas über 4 Liter Destillat erhalten. Den verworfenen Sumpf müsste ich schätzen ... :|
wenn du von 8 liter ausgehst und 4 liter Destillat gewinnst dann muss das wohl so 4 liter zu verwerfenden Sumpf ergeben haben wenn sich nicht zu viel in die Umgebung verflüchtigt hat :)
Mit einem Foto kann ich derzeit leider nicht dienen. Aber mit Paint kann ich eben mal was zaubern ...
ah, ein bild und 1000 worte :) okay, bei der Positon hätte ich etwas Bedenken dass das Thermometer in seinem hals etwas zu abgelegen sitzt und dort tendenziell zu niedrige Werte angezeigt werden
Ich verstehe zumindest schon mal, dass man die horizontal verlaufenden Linien der Treppenstufen im Siedediagramm "isotherme" bezeichnet :thumbsup:
eine Linie mit lauter Punkten gleicher Temperaturt immer... die Tau- und Siedekurve sind übrigens Isobaren. Wie eine Linie gleicher Zusammensetzung griechisch heißen sollte fällt mir gerade nicht ein :)
Und dass der Verlauf den du mit der vertikalen Linie beschrieben hast, einem (1) theoretischen Boden der Kolonne entsprechen müsste.
deswegen malt man die treppchen genau so, so weit kann man mit einem Boden kommen..
Ich meine die isotherme müsste - auf die Gesamtheit der Kolonne betrachtet - dann doch eine diagonale Lage annehmen (Start und Endpunkt der n-Böden zusammengefasst) und sich über den Verlauf der Destillation auf der Linie nach links bewegen und dabei eine der Gesamtheit der Kolonne entsprechende Neigung annehmen. Soweit ich das verstehe, muss die Anzahl der theoretischen Böden ja nicht ganzzahlig sein.
ähm, muss gestehen sowohl die Ausführungen als auch die Grafik sowie die Bedeutung der schrägen Linien kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen. Eine schräge Linie in dem Diagramm kann aber aus Prinzip keine Isotherme mehr sein da dann nicht gleiche Temperatur herrscht :) Generell ist das skizzierte Modell mit den Treppchen sehr idealisiert und taugt bestenfalls dazu einen statischen Zustand zu beschreiben, aber nicht den dynamischen Betrieb wo Destillat entnommen wird. Dafür hilft es gewisse Basis-Zusammenhänge zu verstehen. Zur Vertiefung kannst du dich gerne in die ausgiebige Literatur rund um die Destillation einlesen, unter dem Stichwort McCabe-Thiele wirst du viel finden :)
mgritsch hat geschrieben:Das was jetzt wieder nicht Stimmig ist, ist deine Destillationsbilanz. [...] Wie man es dreht und wendet... Daten und Geschichten stimmen noch nicht...

Ich werde das nächste mal wohl besser Buch führen um soeinen durcheinander zu vermeiden. Das heißt, ich benötige Messgeräte. Waage und Aräometer ...
Buch führen ist immer gut, auch Foto-Doku :) :thumbsup:
Ich sehe halt einen gröblichen Widerspruch zwichen den beiden Spiedepunkten und der (möglichen) erzielten Trennung, das mit 79 und 97° kann irgendwie überhaupt nicht stimmen. Viel zu viel Delta.
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eule
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Beitrag von eule »

hmm wenn du schon die einkaufsliste schreibst wäre vllt auch einen Destillierufsatz mit Kern und Hülse längs und einer Hülse setilich (oder gleich einen Claisen, da ist dann für nahezu alle eventualitäten) gesorgt, passende Stopfen und ein Quickfit fürs "Thermofühl". Damit kriegst du dann dein Thermometer passig unter der 'Kolonne' in den Dampf.
Unendliche Vielfalt in unendlicher Kombination.

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Glaskocher
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Beitrag von Glaskocher »

ACHTUNG:
Im letzten Siedediagramm sind die Verbindungslinien zwischen der Siedetemperatur des Sumpfes und der Damofzusammensetzung in einem praktisch unmöglichen Winkel eingezeichnet. Im statischen System (voller Rückfluss) gilt die Horizontale (=parallel zur X-Achse). Im "belasteten" System mit Abnahme steigt diese Linie eher nach rechts an, was bedeutet, daß ser Dampf nicht einen "Theoretischen Boden" schafft, sondern weniger. Je nach Strömungsgeschwindigkeit des Dampfes und mangelgaftem Austausch mit dem Rückfluß bekommt man nur 1/(1+x) theoretischen Boden im Betriebszustand je theoretischen Boden im kompletten Rückfluss.
CD-ROM-LAUFWERK
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Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Wie eine Linie gleicher Zusammensetzung griechisch heißen sollte fällt mir gerade nicht ein Smile
Isomolar?
Wie sucht man überhaupt nach solchen Begriffen? Google ist jedenfalls keine Hilfe und es auf griechisch zu übersetzen ist auch nicht zielführen. Da wäre isobar etwa iso-"πίεση"...
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

Gefunden :)
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Isolinie --> Isokonze. Eher ungewöhnlich, klingt mehr nach Slang, so wie "ey, die Konze war überall voll krass gleich " ;)
Xyrofl
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Beitrag von Xyrofl »

In Phasendiagrammen ist ganz einfallslos das Wort Isoplethe gebräuchlich, also einfach "Linie mit gleichem Zahlenwert". Die horizontalen Linien im Zweiphasenbereich des Phasendiagramms die Siedekurve und die Taukurve verbinden nennt man auch Konoden, damit stellt man heraus, dass es nicht irgendwelche Isothermen sind, sondern welche, die im Zweiphasenbereich eine gesonderte Bedeutung haben.
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