Spektralphotometrie

Fragen zur allgemeinen Chemie; alles, was in keine andere Kategorie passt.

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Xyrofl
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Beitrag von Xyrofl »

Wenn einfach kein Blindwert gemessen wurde, dann sieht es schon wieder anders aus und da geht prima eine Gerade durch.
Ziemlich hoher Blindwert, oder? Extinktion von fast 1 ist heftig für nen Blindwert. Vielleicht Küvetten falschrum rein gestellt? Oder habt ihr Bratensoße gemessen?

Da muss einiges falsch gelaufen sein. Kein Blindwert, Lösung zu dick, keine Ahnung, was das Gerät tut oder was der Analyt war... So hat das absolut keinen Sinn.
Reosir
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Beitrag von Reosir »

@Chemied
Bin ich ja schon mal froh, dass es tatsächlich Absorptionsspektren sind. Habe aufgrund der starken Krümmung schon befürchtet, das wären Fluoreszenzspektren mit kräftiger Selbstabsorption.
Die wichtigste Frage wäre mir erstmal, ob du vor den Lösungen mit bekanntem Gehalt (100 bis 1000 mg/L, die Standards) einmal das blanke Lösungsmittel gemessen hast.
Chemied
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Beitrag von Chemied »

Ja Küvette mit Lösungsmittel habe ich als Standart eingestellt.

Es war Koffein gelöst in Dichlormethan.
Reosir
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Beitrag von Reosir »

Such mal im Internet nach UV-Spektren von Koffein = Caffeine : Da gibt es einen Unterschied zu deinem Spektrum.
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

Irgendwie habe ich einen leichten Trollverdacht.
Wer in aller Welt macht eine Messung mit einem Gerät dass er nicht kennt in einem Modus den er nicht kennt (und nicht versteht), bekommt Werte heraus die Hausnummern sind (trotz vernünftig erscheinendem Konzentrationsbereich) und nennt ganz zuletzt beiläufig was da überhaupt an Analyt vorlag? Wir wissen auch sonst nichts, dass es um ein Praktikum geht war eine unbestätigte Vermutung. Das Spektrum von Coffein in DCM sieht auch etwas anders aus:

https://goo.gl/images/Ar6ohr
https://doi.org/10.1016/j.foodchem.2007.10.024

Der OP möge sich doch mal vernünftig mit allen Details melden statt uns dum raten zu lassen.
Xyrofl
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Beitrag von Xyrofl »

Sieht typisch nach Praktikum aus. Ist ja ganz normal, dass die Assistenten einen einfach an ein Gerät setzen, nichts erklären wollen und als Erstsemester ist man zu schüchtern um dem Assistenten mal auf die Füße zu treten, aber genau das wäre hier angebracht. Wir können das nicht klären, ohne vor Ort zu sein.
Reosir
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Beitrag von Reosir »

Xyrofl hat geschrieben:Ist ja ganz normal, dass die Assistenten einen einfach an ein Gerät setzen, nichts erklären wollen und als Erstsemester ist man zu schüchtern um dem Assistenten mal auf die Füße zu treten, aber genau das wäre hier angebracht.
Jo, es gibt schon Perlen an Assistenten: Meine beste war eine Physikerin kurz vor dem Ende der Doktorarbeit, die mir ernsthaft beibringen wollte, dass der Fehler eines Messwerts allgemein gleich der Wurzel desselben wäre! (Stimmt nur für gewisse Zählraten). Als ich dann von wegen Einheit des Fehlers einer Längenmessung nachgebohrt habe, ist sie zumindest langsam ins Zweifeln gekommen ...
Chemied
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Beitrag von Chemied »

Tut mir Leid für meine Unwissenheit xD
Bin selbst noch nicht an der Uni...
Und ein Troll ist das ganze hier auch nicht.

Was für Details wünscht ihr euch denn noch?
Xyrofl
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Beitrag von Xyrofl »

Wo hast du das denn gemacht und warum? Man kann einfach nicht helfen mit den Informationen, da du sowieso zu wenig Datenpunkte für alles hast außer für eine simple lineare Regression und die taugt ja hier nichts. Das einfachste wäre, einfach die Werte zu verwerfen und neu zu messen, bis nicht mehr nur Salat dabei heraus kommt. Wenn du nicht an der Uni bist, wo dann? Ausbildung? Frag doch dann den Ausbilder, was da los ist. Irgendjemand muss doch dafür zuständig sein, dass die Geräte laufen wie sie sollen.

Ich würde sagen, möglich wären folgende Dinge:

1. Interne Auswertung spinnt und die Umrechung von Intensitätswerten zu Extinktionen wird irgendwo doppelt angewendet, weil ein Idiot an dem Programm gefummelt hat.
2. Deine Proben sind viel zu dick und du bist schon bei der zweiten oder dritten Probe im Sättigungsbereich, wo man nicht mehr messen kann.
3. Das Lösemittel selber absorbiert auf der Wellenlänge schon wie dicker schwarzer Kaffee, deswegen kannst du gar nichts messen.
4. Die Küvetten stehen falschrum im Gerät (mit der opaken Seite zum Strahl hin, sie sind oft auf einer Seite opak, damit weniger Streulicht hinein kann).
5. Die Konzentrationen wurden falsch eingestellt insbesondere der Standard für 1000mg/L, der mit dem für 750mg/L identisch zu sein scheint.
6. Das Gerät ist defekt.

Anders kann man die Werte nicht erklären. Sie liegen nicht ansatzweise auf einer sinnvollen Geraden, zwei von fünf sind absolut irreparabel, da praktisch identisch und mit den anderen kann man auch nichts basteln, das Sinn ergibt, außer man unterstellt, dass sowieso die Blindwertmessung vergessen wurde und der Blindwert schon fast außerhalb des zulässigen Extinktionsbereichs liegen würde.


Kurz und knapp, du musst dich damit abfinden, dass die Werte für den Pöppes sind. Du musst sie neu messen, oder einfach eine Quatschauswertung schreiben und feststellen, dass ein grober Fehler vorliegt. Wenn du keine Ahnung davon hast, wirst du die Methode nicht entwickelt haben, also frag den Analytiker, der sich das ausgedacht hat, ob die Methode validiert wurde und man wirklich solche dicken Lösungen in Dichlormethan messen kann.
Wenn du den Verantwortlichen zu sprechen bekommst, bitte ihn gleich, dir zu zeigen, wie das geht :D Eigentlich ist das sehr simpel, besonders mit so modernen Geräten, einfach Blindwert messen, Proben reinstellen und ne Gerade ziehen, die Punkte liegen meistens so sauber drauf, dass man kaum eine Abweichung sieht, Photometrie ist normalerweise sehr genau wenn man unter idealen Bedingungen misst. Reale Proben können tückisch sein, aber unter Idealbedingungen bist du abartigst genau, besonders mit solchen feinen Spektrophotometern. Solche Werte wie du da hast wären sogar zu schlecht für eine Messung, die daheim mit einer Taschenlampe und farbigem Glas als Monochromator dahergefummelt wurde, echt jetzt!
Reosir
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Beitrag von Reosir »

Xyrofl hat geschrieben:Ich würde sagen, möglich wären folgende Dinge:
Ich würde noch diese Möglichkeiten hinzufügen:
7. Es wurde etwas anderes als Coffein gemessen (falsche Wellenlänge des Maximums!)
8. Die Substanz, die die Absorption bei 295 nm verursacht, war zumindest bei den höheren Konzentrationen nur teilweise im Dichlormethan löslich
8a. Die Substanz, die die Absorption bei 295 nm verursacht, war mit einer im Messbereich nicht absorbierenden Substanz vermischt, die zumindest bei den höheren Konzentrationen nur teilweise im Dichlormethan löslich ist.

Für 8 spricht das ungewöhnliche horizontale Stück mit etwa A=0,1 zwischen 260 und 280 nm, das durch Streuung verursacht worden sein könnte.

@Chemied
Waren deine Lösungen trüb oder klar durchsichtig?
War das Kaffee?
Reosir
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Beitrag von Reosir »

Xyrofl hat geschrieben:2. Deine Proben sind viel zu dick und du bist schon bei der zweiten oder dritten Probe im Sättigungsbereich, wo man nicht mehr messen kann.
3. Das Lösemittel selber absorbiert auf der Wellenlänge schon wie dicker schwarzer Kaffee, deswegen kannst du gar nichts messen.
4. Die Küvetten stehen falschrum im Gerät (mit der opaken Seite zum Strahl hin, sie sind oft auf einer Seite opak, damit weniger Streulicht hinein kann).
Da würde ich aber ein viel stärkeres Rauschen erwarten.
Xyrofl
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Beitrag von Xyrofl »

Da würde ich aber ein viel stärkeres Rauschen erwarten.
Das ist richtig, aber wenn man bedenkt, dass wir so wenige Punkte haben, dann kann ich Rauschen von Verzerrungen nicht unterscheiden. Zwei von fünf Punkten sind mit Vorsicht zu genießen und drei Punkte kriege ich immer linearisiert, selbst wenn sie 100% Rauschen waren, ich muss nur genug herumtransformieren...
Das einzige was man den Werten zu Gute halten kann, ist, dass sie immerhin noch monoton sind und nicht einfach mal wieder abfallen :D
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Ich würde mich da Reosir anschließen und sogar noch weiter gehen und sagen, dass es sich definitiv nicht um Coffein handelt:

Bild
(doi: 10.1016/j.foodchem.2007.10.024)

Das Absorptionsmaximum ist deutlich von 295 nm verschieden und würde dafür sprechen dass nur die Schulter/der Fuß gemessen wurde und daher ein zu gering ansteigender Wert ermittelt wurde.
Das erklärt aber nicht, warum das Gerät ein vollkommen anderes (fast bimodales) Spektrum angiebt und dort das Maximum ermittelt. Da stimmt irgendwas gar nicht.

Bild
IOC

There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
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Reosir
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Beitrag von Reosir »

Xyrofl hat geschrieben:
Da würde ich aber ein viel stärkeres Rauschen erwarten.
Das ist richtig, aber wenn man bedenkt, dass wir so wenige Punkte haben, dann kann ich Rauschen von Verzerrungen nicht unterscheiden.
Da habe ich mich etwas undeutlich ausgedrückt: Bei grenzwertig wenig Lichtdurchgang hätte ich verrauschte Spektren erwartet, wie etwa bei Fig. 3 von NI2 im Bereich um 230 nm. Zumindest am Maximum der Bande.
Glaskocher
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Beitrag von Glaskocher »

Zusatzfragen zum gemessenen Spektrum:
Mit welcher Probe wurde dieses Spektrum aufgenommen?
Welche Konzentration hatte diese Probe?
Wie wurde diese Probe hergestellt?
Gibt es eine von der Konzentrationsreihe abweichende Probenvorbereitung?


Jetzt mal ein grundlegender Kommentar zur Herausgabe relevanter Information durch @Chemied:
Es ist extrem Mühsam, Dir "die Würmer aus der Nase zu ziehen", sprich: An nutzbare Information zu kommen. Aus diesem Grund halte ich die Überlegung von @mgritsch "Irgendwie habe ich einen leichten Trollverdacht." nicht für abwegig. Wir können nicht DEIN Experiment nachvollziehen, ohne zu wissen, was GENAU Du da gemacht hast.

Zum besseren Verständnis durch die Kollegen im Forum bitte ich um die AUSFÜHRLICHE Beantwortung ALLER im Thread bisher gestellten Fragen zusätzlich zu meinem "Schrotschuß".

- Welche Vorbildung hast Du? Das ist wichtig, um Dich dort "abholen" zu können, wo Du gerade bist.
- Hast Du dich vor dem Experiment über die Theorie zur Photometrie informiert?
-- Wie, mit welchen Medien, Schrigtwerken, ...?
- Wo wurde die Messung durchgeführt (Laboreigentümer, leitendes Personal)?
- Nach welcher Vorschrift hast Du gearbeitet (Wortlaut)?
-- Wer hat die Vorschrift erarbeitet (Rang und Bildungsgrad der Person im Labor)?
- Wie war der Wartungszustand des Gerätes?
- Wann wurde die letzte unbeanstandete Messung durchgeführt?
-- Von Wem?
- Welche weiteren Reagenzien wurden verwendet?
-- Welche Herkunft und Qualität hatten die verwendeten Reagenzien?
- In welchen Messgefäßen wurden die Lösungen angesetzt (Typ, Genauigkeitsklasse)?
- Womit wurden die Einwaagen abgewogen (Waagentyp, Genauigkeit, letzte Kalibration)?
- Gibt es ein Handbuch zum Gerät?
-- Hast Du es gelesen und verstanden?
-- Konntest Du bei Nichtverstehen irgendwo nachfragen?
- Hast Du zum Experiment irgendwelche Notizen gemacht?
-- Welche weiteren Beobachtungen hast Du gemacht?
-- Gibt es Ausdrucke der Messergebnisse oder Spektren?

Dieser Fragenkatalog erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er darf durch die Kollegen ergänzt und präzisiert werden. Die ausführliche Beantwortung hilft uns, Dein Experiment nachvollziehen zu können. Hier mal ein Stichwort und dort mal ein Halbsatz sind mindestens mangelhaft, was die Nachvollziehbarkeit angeht.
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