[FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Fragen zur allgemeinen Chemie; alles, was in keine andere Kategorie passt.

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mgritsch
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von mgritsch »

Uff, zu viel der Ehre :)
Bahnbrechend kurz vor 1900 könnte wieder mal was mit Werner und Komplexen zu tun haben? Aber so schwefelgelb und grob kristallin… ungewöhnlich. Was mit Co, das kann ja alle Farben?
Oder ist es gar etwas uranyliges?
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lemmi
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von lemmi »

Wusste ich's doch, dass du die Witterung aufnimmst! :)

Komplex stimmt, Werner nicht. Uran stimmt nicht, aber das weitere Umfeld der Forschungsthemen hat damit zu tun.

Hier der nächste Tipp:

Präparat 1 im UV365 a-2e91c92e.jpg
Präparat 1 im UV365 a-2e91c92e.jpg (31.53 KiB) 1381 mal betrachtet
Die Substanz unter der UV-Lampe.
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von aliquis »

Komplett ratlos... :?
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Seaborg
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von Seaborg »

Etwas mit Platin und CN für's Röntgen?
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lemmi
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von lemmi »

Bingo! :thumbsup: Und da heißt es immer "never trust a radiologist!" :mrgreen:

Es handelt sich um Barium-tetracyanoplatinat(II). Die Substanz war lange Zeit der Luminophor zur Beschichtung von Röntgenschirmen. Röntgen hat seine Entdeckung im Jahre 1895 gemacht, weil der Schirm in der Nähe der Kathodenstrahlröhre, mit der er experimentierte, aufleuchtete, obwohl diese mit schwarzem Paper abgeschirmt war. Auch Sphintariskope zum Nachweis radioaktiver Strahlung wurden damit hergestellt. Ich werde mal ausprobieren ob ich mein Präparat spektakulär einsetzen kann...
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von aliquis »

Da mir die Substanz umd die Zusammenhänge bis dato unbekannt waren, wäre ich da nie darauf gekommen, vemutlich nicht mal nach 10 weiteren Hinweisen...
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von lemmi »

Mein zweiter Hinweis wäre gewesen, dass es sich um ein absolut hobbyuntaugliches Präparat handelt, da einer der Ausgangsstoffe sehr teuer und der andere sehr giftig ist 8)

Genau das hat Seaborg erraten!
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von aliquis »

Nee, trotzdem keine Chance...
Ich denke, man muss schon mal irgendeinen Berührungspunkt dazu gehabt haben, sonst kommt man nicht drauf...
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mgritsch
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Montag 2. Januar 2023, 10:11 Es handelt sich um Barium-tetracyanoplatinat(II). Die Substanz war lange Zeit der Luminophor zur Beschichtung von Röntgenschirmen.
Interessant, habe ich auch noch nie gehört. Ich hätte gedacht dass da auch sowas wie ZnS eingesetzt wurde?
Was braucht es eigentlich damit etwas mit Rö oder Radioaktiver Strahlung fluoreszieren kann? Ich nehme an das meiste was so mit UV fluoresziert reagiert da gar nicht drauf, oder? Die üblichen Mechanismen der Anregung von Elektronen versagen bei den Energien vermutlich?
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Seaborg
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von Seaborg »

Das Bariumplatinzyanür [oder neumodisch: Barium-tetracyanoplatinat(II)] wurde bereits wenige Jahre nach der Entdeckung der X-Strahlen [neumodisch: Röntgenstrahlen], also etwa ab 1905, als dünne Schicht auf sogenannten Durchleuchtungsschirmen verwendet, um insbesondere in der Lunge durch Drehung des Patienten und Verschiebungen von Organgrenzen durch Atembewegung weitergehende Erkenntnisse bzgl. deren Erkrankungen zu gewinnen.
Die unsichtbaren Röntgenstrahlen wurden also durch Umwandlung in sichtbares gelbgrünes Fluoreszenzlicht dem menschlichen Auge zugänglich gemacht.
Die Ausbeute an sichtbarem Licht war sehr geing, sodaß der Radiologe vor den Untersuchungen seine Augen mindestens eine halbe Stunde an's Dunkel adaptieren mußte, bevor er auf dem Schirm überhaupt etwas erkennen konnte.
Mein erster Chef zeigte mir damals, am Beginn meiner Ausbildung, mit einigem Stolz seine dunkle Adaptationsbrille, die er immer aufgesetzt hatte, um nach der erfolgten Adaptation auch einmal kurz den völlig dunklen DL-Raum verlassen zu können.
adaptationsbrille.jpg
adaptationsbrille.jpg (9.79 KiB) 1305 mal betrachtet
(aus: Medizinhist Museum Ingolstadt)
Solche "Schirmbilduntersuchungen", die zur Tbc-Reihenuntersuchung bis in die 50er Jahre, oft in Bussen, durchgeführt wurden, bedeuteten eine hohe Strahlenbelastung auch für den Arzt, der ja bei der Untersuchung immer mittelbar "in die Röhre schaute".
Für die bis zum Jahrtausendwechsel verwendeten Röntgenkasseten wurden Fluoreszenzschichten aus "Wolframsaurem Kalzium" (blau-violettes Licht) und vorher zunehmend aus Verbindungen der Seltenen Erden verwendet.
Das zur "Schwärzung" der Röntgenfilme erforderliche Licht kam zu 95% aus dem Ca-wolframat und nur zu 5% direkt aus der Röntgenstrahlung.

(Those were the days, my friend
I thought they'd never end...
We'd live the life we choose
We'd fight and never lose) :cry:
(abgew. aus dem Lied von Mary Hopkin)

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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von mgritsch »

Seaborg hat geschrieben: Dienstag 3. Januar 2023, 10:40 Die Ausbeute an sichtbarem Licht war sehr geing, sodaß der Radiologe vor den Untersuchungen seine Augen mindestens eine halbe Stunde an's Dunkel adaptieren mußte, bevor er auf dem Schirm überhaupt etwas erkennen konnte.
Ich erinnere mich an lustige alte Aufnahmen wo man vorgeführt hat wie ein Skelett hinterm Schirm herumtanzt… wie passt das zusammen? Vermutlich weil man für Weichteile mit deutlich weniger Strahlung arbeiten muss um sie abgebildet zu bekommen?
Solche "Schirmbilduntersuchungen", die zur Tbc-Reihenuntersuchung bis in die 50er Jahre, oft in Bussen, durchgeführt wurden, bedeuteten eine hohe Strahlenbelastung auch für den Arzt, der ja bei der Untersuchung immer mittelbar "in die Röhre schaute".
Schon krass, und heute sind alle gut hinter Blei abgeschirmt, sind die Strahlenmengen und -dauern dramatisch geringer und alle tragen Dosimeter…
Für die bis zum Jahrtausendwechsel verwendeten Röntgenkasseten wurden Fluoreszenzschichten aus "Wolframsaurem Kalzium" (blau-violettes Licht) und vorher zunehmend aus Verbindungen der Seltenen Erden verwendet.
Das zur "Schwärzung" der Röntgenfilme erforderliche Licht kam zu 95% aus dem Ca-wolframat und nur zu 5% direkt aus der Röntgenstrahlung.
Interessant! Ich hätte gedacht dass die Rö Strahlung alleine genügt zur Schwärzung…
Der Chemiker denkt: Wenn man also die Abfälle sammelt(e) hat(te) man eine gute Quelle für Wolframat? :D
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von Seaborg »

mgritsch hat geschrieben: Dienstag 3. Januar 2023, 17:41
Ich erinnere mich an lustige alte Aufnahmen wo man vorgeführt hat wie ein Skelett hinterm Schirm herumtanzt… wie passt das zusammen? Vermutlich weil man für Weichteile mit deutlich weniger Strahlung arbeiten muss um sie abgebildet zu bekommen?
Dann hätte man aber nicht das Skelett gesehen. Würde vermuten: fake.
Interessant! Ich hätte gedacht dass die Rö Strahlung alleine genügt zur Schwärzung…
Der Chemiker denkt: Wenn man also die Abfälle sammelt(e) hat(te) man eine gute Quelle für Wolframat? :D
Mit einem Vielfachen der Dosis ginge das wohl auch, aber um den Preis der Strahlenbelastung. Die Schärfe wäre
dafür deutlich besser. Also Verringerung der Str.belastung und unschärfere Bilder gingen immer einher.
.,..
Das müßte man dann aus der Folie extrahieren. Billiger und einfacher wahrscheinlich kaufen oder machen (?)
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lemmi
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von lemmi »

Seaborg hat geschrieben:Das zur "Schwärzung" der Röntgenfilme erforderliche Licht kam zu 95% aus dem Ca-wolframat und nur zu 5% direkt aus der Röntgenstrahlung.
Das, muss ich gestehen, war mir auch neu! Ich hatte immer gedacht, dass die Strahlung je energiereicher um so chemisch wirksamer sei. Wahrscheinlich gibt es da ähnlich wie bei den Absorptionskurven der Photometrie oder Anregungskurven der Fluoreszenz auch ein Wirkungsmaximum bei bestimmten Wellenlängen.

Für fluoreszierendes Calciumwolframat müsste ich auch irgendwo noch eine Vorschrift haben ...
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mgritsch
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von mgritsch »

Seaborg hat geschrieben: Dienstag 3. Januar 2023, 17:51 Dann hätte man aber nicht das Skelett gesehen. Würde vermuten: fake.
Sowas in der Art:
https://www.mta-r.de/blog/robert-janker ... anno-1936/
Oder


Schaut nicht wie fake aus… das gabs damals noch gar nicht :)
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mgritsch
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Re: [FOTOS] Kristalle, Reaktionen, Elemente etc.

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Dienstag 3. Januar 2023, 18:23 Ich hatte immer gedacht, dass die Strahlung je energiereicher um so chemisch wirksamer sei.
Wirksamkeit (Effekt pro absorbiertem Photon) und Extinktionskoeffizient sind 2 Paar Schuhe :) Dass eine Strahlung die überall leicht durchgeht nur wenig absorbiert wird (ε sehr klein) ist naheliegend.
Offensichtlich braucht es schwere Elemente dafür - so gesehen naheliegend dass man Pt, W einsetzt. Kennst du stark fluoreszierende Pb-Verbindungen? Die müssten eine gute Alternative sein. Und sie sollten idealerweise rein anorganisch sein um das Rö langfristig ohne Zersetzung zu überstehen (wobei das für Versuchszwecke egal wäre).
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