Xenondifluorid

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Cyanwasserstoff
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Xenondifluorid

Beitrag von Cyanwasserstoff »

Xenondifluorid

Name: Xenondifluorid
Summenformel: XeF2
Andere Namen: Xenon(II)-fluorid
Dichte: 4,32 g/cm3
Löslichkeit: löslich in Wasser (langsame Reaktion!)
Molare Masse: 169,29 g/mol
Schmelzpunkt: 129°C
Gefahrenzeichen: C, O
Warnhinweis: cWarnhinweis: o
R-Sätze: 9-34
S-Sätze: 17-26-36/37/39-45

Beschreibung:

Xenondifluorid ist eine von vergleichsweise wenigen bekannten Edelgasverbindungen, wobei von allen ausreichend erforschten Edelgasen Xenon chemisch am vielfältigsten ist. Es ist ein normalerweise in Form wohlausgebildeter Kristalle vorliegender, farbloser Feststoff.
Xenondifluorid ist die zweite synthetisierte Edelgasverbindung nach Xenonhexafluoroplatinat(IV); beide wurden erst 1962 entdeckt (Xenonhexafluoroplatinat(IV) durch Neil Bartlett, Xenondifluorid durch Rudolf Hoppe). Zur Herstellung des Xenondifluorids ließ Hoppe Xenon mit Fluor in einem Lichtbogen reagieren und schied entstandenes Xenondifluorid an einem Kühlfinger ab.
Heute wird Xenondifluorid durch Umsetzung von Xenon mit Fluor bei Normaldruck unter UV-Bestrahlung und Zuhilfenahme von Katalysatoren wie Fluorwasserstoff hergestellt:

Xe + F2 -- HF, hv --> XeF2

Bei höherem Druck entstehen auch Xenontetrafluorid und Xenonhexafluorid.
Verwendung findet Xenondifluorid als äußerst starkes Oxidations-, aber auch als Fluorierungsmittel. So können Aromaten mit Xenondifluorid mit guter Ausbeute fluoriert werden. Wasser wird zu Sauerstoff oxidiert, insbesondere bei Anwesenheit geringer Mengen von Basen. Auch Glas wird besonders bei Anwesenheit von Feuchtigkeit unter Bildung von Sauerstoff oxidiert:

SiO2 + 2 XeF2 ---> SiF4 + O2 + 2 Xe

Deshalb muss Xenondifluorid in dichtschließenden Behältern aus PTFE aufbewahrt werden. Platin wird bis zur Oxidationsstufe +VI, Brom bis zur Oxidationsstufe +VII (Perbromat) oxidiert.
Beim Erhitzen erfolgt u.U. explosionsartige Zersetzung zu Xenon und Fluor. Ein Vorteil bei Fluorierungen und Oxidationen mit Xenondifluorid ist, dass die entstehenden Nebenprodukte (Xenon, ggfs. Fluorwasserstoff) gasförmig vorliegen und entweichen, was eine Aufarbeitung vereinfachen kann.

Bilder:

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Kristalle von Xenondifluorid (auf PTFE-Folie)

Bild
PTFE-Behälter zur Aufbewahrung
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Caesiumhydroxid
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Beitrag von Caesiumhydroxid »

:lol:

Jetzt frage ich mich nur, wo du Xenonverbindungen her hast :shock:

Hast du damit irgendwas vor oder ist das zum ins Regal stellen? :)

Und noch eine Frage, wie viel hat das denn gekostet?

Grüße :)
t0bychemie
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Beitrag von t0bychemie »

Schöner Artikel, klingt interessant :thumbsup:
Was mich noch interessieren würde: einmal schreibst du:
Wasser wird zu Sauerstoff oxidiert

und einmal
Löslichkeit: löslich in Wasser (langsame Reaktion!)
, was sich für mich nicht gleichwertig anhört. Wie ist die Reaktion jetzt zu verstehen? (einen Versuch nehme ich als Erklärung gerne an :mrgreen: )
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Chaoschemiker
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Beitrag von Chaoschemiker »

Der Hollemann/Wiberg meint, XeF2 hätte "einen charakteristischen Geruch"... Was meinst du dazu?
t0bychemie hat geschrieben:(einen Versuch nehme ich als Erklärung gerne an)
Wenn du zahlst, macht er das bestimmt gern auch mal im größeren Maßstab. :mrgreen:
Anwesenheit sehr wahrscheinlich.

Don't throw anything away. There is no 'away'.

Abusus non tollit usum.

Wären Maulaffen giftige Gefahrstoffe im Sinne der GefStoffV, könnte man das Gaffen an Privatpersonen durch Personen ohne Sachkunde nach §5 ChemVerbotsV nach §382 StGB bestrafen.
t0bychemie
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Beitrag von t0bychemie »

Soll ich die 5g Glasflasche Xenondifluorid von Merck für 359,00€ exkl. MwSt. besorgen? :mrgreen:
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Cyanwasserstoff
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Beitrag von Cyanwasserstoff »

Glas ist suboptimal (s. Artikel). Die Reaktion mit Wasser ist so zu verstehen: Das Xenondifluorid reagiert nur sehr langsam mit Wasser (bei Anwesenheit von Basen sehr viel schneller), aber schnell genug dass jegliche Oxidationen damit im wässrigen Medium so schnell wie möglich durchgeführt werden sollten. Wasserdampf reagiert selbstverständlich ebenfalls zwar langsam, aber ich wette wenn man das auf eine Analysenwaage an der Luft legt kann man die Euros sich in Luft auflösen sehen (ich kriege zwar eine Analysenwaage, werde es aber nicht ausprobieren! Keine Chance! :wink: ).
Zum Geruch: Ich habe nichts gerochen, was wohl am relativ niedrigen Dampfdruck liegen wird.
Es ist vorerst zum ins-Regal-stellen.
@ Toby: Gerne, mach doch. Auf deine eigenen Kosten, versteht sich. :mrgreen:
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t0bychemie
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Beitrag von t0bychemie »

Glas ist suboptimal (s. Artikel).

Bei Merck im Katalog steht "Glasflasche".. Wird wohl innen mit PTFE-Beschichtung sein..
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Bariumchlorid
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Beitrag von Bariumchlorid »

Leute also mal ehrlich, normal sind wir ja alle nicht mehr xD Aber XeF2 !? Außerdem glaube ich weniger Cyan, dass du mit dem einen Gramm was machen möchtest ( die Synthese wäre ja noch teurer als die von D-Luziferin)
Bariumchlorid
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Beitrag von Bariumchlorid »

Ehm sagen wir es mal so : Mein Neodym is auch sinnlos, genauso wie meine 100ml DMGO Lösung, braucht auch kein schwein in den Mengen ^^
Hexachloroplumbat is außer für die PbCl4 Synthese ebenso zu nix zu gebrauchen ...
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Cyanwasserstoff
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Beitrag von Cyanwasserstoff »

Hexachloroplumbat is außer für die PbCl4 Synthese ebenso zu nix zu gebrauchen ...
...hast du aber selbst hergestellt. Und dass die meisten Stoffe, die wir herstellen, nicht unbedingt verwendbar sind (zumindest fast alle Endprodukte, bei mehrstufigen Synthesen), das haben wir schon oft genug festgestellt. Das macht aber ja schließlich auch nichts. :wink:
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Bariumchlorid
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Beitrag von Bariumchlorid »

Woher weist du dass ich das selbst gemacht habe...?^^
Caesiumhydroxid
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Beitrag von Caesiumhydroxid »

Bariumchlorid hat geschrieben:Woher weist du dass ich das selbst gemacht habe...?^^
...Artikel von dir geschrieben, und da du das mit Zinn gemacht hast, geht HCN eben davon aus, dass du auch in der Lage bist, dass mit Blei zu machen :wink:
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Cyanwasserstoff
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Beitrag von Cyanwasserstoff »

Du hast sogar dazugeschrieben, das ginge auch mit Blei. Also... :wink:
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Kohlenstoff
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Beitrag von Kohlenstoff »

Wofür brauchen wir eigentlich ein Labor!? Ist doch auch zu nichts nütze...
Ihr seht worauf ich hinaus will. :wink:
t0bychemie
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Beitrag von t0bychemie »

Für die Uni ist das Hobbymäßige-präparative Arbeiten aufjedenfall vorteilhaft. Fragt sich nur ob man eine xyz-Nitrierung macht oder Wasser mit Xenondifluorid oxidiert :mrgreen:
Sinnlos ist es auf keinen Fall ;)
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