Ammoniak-/Gesamtstickstoffbestimmung nach Kjeldahl

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aliquis
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Re: Ammoniak-/Gesamtstickstoffbestimmung nach Kjeldahl

Beitrag von aliquis »

mgritsch hat geschrieben: Donnerstag 18. April 2024, 00:13 Alle deine Überlegungen gehen somit völlig ins Leere. Entweder Vorgehensweise lt Vorschrift einhalten und fertig oder bleiben lassen wenn nicht interessant/möglich…
Auch bei Vorgehen nach Vorschrift hatte lemmi eine signifikante Abweichung im Ergebnis festgestellt.

Gerade die Variation der Vorschrift zur Umsetzung im Alkalischen finde ich interessant und untersuchenswert, weil sie einen dann überflüssigen Zwischenschritt (mit der ammoniakalischen Magnetit-Suspension, die magnetisch nicht rührbar ist und zum Stossen neigt) erübrigen würde. Wenn nicht, bleibt es beim Altbewährten.
Warum so unflexibel? Gibt es benennbare Gründe, warum es so nicht klappen kann? Dann bin ich über die Vorabinfo dankbar und spare mir gern Aufwand und Enttäuschung.
Eine unvollständige Umsetzung kann es jedenfalls nicht sein, denn die würde auch die funktionierende Originalmethode betreffen.

Dass Alkalilaugen beim Erhitzen oder Freisetzen von Gasen reichlich Aerosole verbreiten, die in die Vorlage übergehen können, ist eine bekannte Tatsache. Warum sollte das also ohne Einfluss bleiben?

Dass ich keine Kolonne besitze, die hier auch gar nicht notwendig wäre, ist kein Beinbruch.
Und dass ich Amateur bin, der keine 25 %ige Schwefelsäure verwenden darf, sollte mir nicht zum Vorwurf gemacht werden. Die Frage wäre eher, ob es mit entsprechend mehr 15 %iger vll. nicht genauso gut ginge.
Ausserdem habe ich beruflich bedingt einfach nicht mehr die Zeit, jede Idee sofort auszuprobieren. Das muss dann auch mal warten können.
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aliquis
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Re: Ammoniak-/Gesamtstickstoffbestimmung nach Kjeldahl

Beitrag von aliquis »

So, ich habe mein Idee von der einschrittigen Methode mithilfe von Aluminium und Natronlauge mal ausprobiert.
Dabei bin ich in der Analyse auf einen rund 10 % höheren Nitratwert gekommen als ich vorher eingewogen habe - was natürlich nicht sein kann.
Der Grund dafür ist mir im Nachhinein auch plausibel und wurde von mir auch schon vorher genannt - nur dass er sich hier viel stärker bemerkbar macht als im zweischrittigen Vorgehen nach der vorliegenden Anleitung.
Mal schauen, ob hier ausser mir noch jemand darauf kommt... :wink:

Nun könnte ich natürlich noch ausprobieren, ob - vll. mit etwas mehr Geduld - die vom Verfasser beschriebene Methode auch mit 15 %iger Schwefelsäure funktioniert (warum auch nicht?...).
Was mir dabei aber am wenigsten behagt, ist das Erhitzen der zum starken Stossen neigenden ammoniakalischen Magnetit-Suspension. Damit habe ich nämlich schon mal schlechte Erfahrungen gemacht, als ich versucht habe, Ammoniumeisen-III-citrat herzustellen (seitdem verwende ich dafür nur noch Eisenalaun und Natriumcitrat).
Von daher werde ich wohl tatsächlich davon absehen, die Analyse auf üblichem Wege durchzuführen.
Edit: Warum muss es eigentlich ausgerechnet Eisen sein, und nicht z. B. Zink? Weil Zink einen Amin-Komplex bilden würde?

Apropos Eisen: Nebenbefund des Methodentests war die Feststellung, dass meine Alufolie Spuren von Eisen enthält, die nach der Auflösung der Folie als schwarze magnetische Masse am Rührfisch hingen.

Und ein grundlegendes Problem mit dem Zutropfen von Flüssigkeiten (hier der Lauge) bei Reaktivdestillationen ist mir auch aufgefallen: der Tropftrichter mit Druckausgleichsrohr wird (trotz geschlossenen Hahns nach vollständigem Durchlauf der Flüssigkeit in den Kolben) unerwünschterweise zum luftgekühlten Refluktor - sprich: er verhindert den regulären Übergang von Dampf durch den zweiten Kolbenhals in die Vorlage. Ich musste den Trichter hier - nachdem der Ammoniak eh schon ausgetrieben und von der Salzsäure gebunden war - schliesslich gegen einen Glasstopfen austauschen, damit die Vorlage noch mit Kondensat aufgefüllt wurde.
Wie umgeht man dieses Problem in anderen Fällen, in denen man nicht so einfach zwischendurch die Apparatur öffnen kann? Zunächst Zutropfen unter Refluxieren (dann aber natürlich mit einem eigens dafür aufgesetzten Kühler) und erst im Anschluss abdestillieren?
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Re: Ammoniak-/Gesamtstickstoffbestimmung nach Kjeldahl

Beitrag von lemmi »

Okay, also es klappt nicht mit der basischen Reduktion.

Ich hab' noch nie quantitativ mit aufgesetzten Tropftrichter zu destillieren versucht. Ansonsten hatte ich mit dem geringen "Refluxeffekt" noch nie ein Problem.
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Re: Ammoniak-/Gesamtstickstoffbestimmung nach Kjeldahl

Beitrag von aliquis »

Doch, die Reduktion von Nitrat zu Ammoniak und dessen gleichzeitige Austreibung klappt im Basischen hervorragend.
Das Problem ist vielmehr, dass durch die äußerst lebhafte Umsetzung des Aluminiums noch etwas anderes freigesetzt (aufgewirbelt) und mit in die Vorlage getrieben wird, das dann das Ergebnis verfälscht. Na, schon eine Ahnung, was das sein könnte? :wink:

Quantativ abdestilliert (bis zur Trockene) habe ich natürlich nicht. Im Gegenteil: damit sich die Lauge im Kolben nicht aufkonzentriert (allein schon, um Glaskorrosion zu vermeiden), habe ich gleich nach Ende der Laugenzugabe/ zu Beginn des Erhitzens noch diejenige Menge Wasser zutropfen lassen, die geplant überdestillieren sollte.
Ich denke mittlerweile, dass es vll. daran gelegen haben könnte, dass ich die Vorlage nicht ausreichend gekühlt habe: die Temperatur im Tropftrichter war einfach niedriger.
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