Tutorial Dünnschichtchromatographie

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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Noch eine Beobachtung zur Detektion schwer detektierbarer organischer Substanzen (hier: Zuckeralkohole). Ich habe heute eine Vorschrift zur DC aus dem DAB 9 ausprobiert. Das dort angegebene Laufmittel (isopropanol+Wasser+Ethylacetat=4,4+5,4+1,2) trennt Mannitol und Sorbitol zwar nicht so gut wie dasjenige, das ich oben verwendet habe, aber die Detektion mit Kaliumpermanganat ist viel besser! Es handelt sich um eine alkalische Kaliumpermanganatlösung (1% KMnO4 in 1 N Natronlauge). Die Flecken werden schon beim Besprühen sichtbar, weil sie sich grün verfärben und bei leichtem Erwärmen werden sie ganz farblos.

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Viel besser als die schwefelsaure Kaliumpermanganatlösung! Das sollte man sich vielleicht für ähnlich gelagerte, schwierige Fälle (die werder mit Ioddampf noch im UV-254 sichtbar werden) merken.
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

Sieht gut aus! Welches Laufmittel hattest du oben weiter verwendet?
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Du meinst in dem post vom 8.11.19? Das war 1-Propanol+Ethylacetat+Wasser = 7+2+1. Braucht unglaublich lange: für 8 cm Laufstrecke 80 Minuten!
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Das liegt vermutlich am Isopropanol. Die Viskosität von dem Zeug ist unglaublich hoch, weswegen Xyrofl und ich uns auch damals dafür entschieden hatten kein Iso für die Piperin Extraktion zu benutzen. Aber 10 min/cm ist schon eine Ansage, die man meist nur von sehr polaren wasser- bzw säurehaltigen Laufmitteln kennt.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Es gibt noch jede Menge weitere Laufmittel für Kohlenhydrate (Aceton+Borsäurelösung, Acetonitril+Wasser, Chloroform+Essigsäure+Wasser) die ich aber nicht alle ausprobieren werde. :)
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Ich bin eh kein großer freund von Kohlenhydraten, die machen im Kolben und in der Analytik nur Probleme. Deswegen ist es auch oft nicht einfach, die Wirkstoffe aus Tabletten (viele unterschätzen die "material"wissenschaftliche Komplexizität von Tabletten) zu isolieren. Zucker sind schwer abtrennbar, kristallisieren meist schlecht, sind gut löslich und gleichzeitig gegenüber Säuren und Basen empfindlich.
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

ja den meinte ich :)
wie wirkt sich eigentlich Laufzeit auf Trennleistung aus? positiv? negativ? gar nicht? vermute wegen Diffusion eher negativ (Spotverbreiterung), das Verteilungsgleichgewicht ist ja schnell erreicht... von der Wirkung auf die Nerven mal abgesehen ;)
Zucker über DC zu trennen (bzw in weiterer Folge in Lebensmitteln nachzuweisen) ist auch auf meiner Bucket list... ist eher tricky auf Silica-Gel.... schon mal was in der Richtung gemacht?
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

NI2 hat geschrieben:Ich bin eh kein großer freund von Kohlenhydraten, die machen im Kolben und in der Analytik nur Probleme. Deswegen ist es auch oft nicht einfach, die Wirkstoffe aus Tabletten (viele unterschätzen die "material"wissenschaftliche Komplexizität von Tabletten) zu isolieren. Zucker sind schwer abtrennbar, kristallisieren meist schlecht, sind gut löslich und gleichzeitig gegenüber Säuren und Basen empfindlich.
Die Erfahrung mache ich auch gerade :?
Ich habe versucht, das Sorbit (ist doch ziemlich sicher welches) zu acetylieren um dem Schmelzpunkt des Derivates zu bestimmen (laut Arzneibuch). Das Derivat fällt schmierig aus und will beim UK (aus Ethanol 96%) einfach nicht kristallisiseren. :|

@mgritsch: ich mache das gerade aus gegebenem Anlass zum ersten Mal. Es würde sich wohl lohnen, mal die verschiedenen LM-systeme durchzuprobieren. Die Detektion mit der alkalischen Permanganatlösung funktioniert offenbar ganz gut. Demnächst werde ich eine DC von Gummiharzen nach Säurehydrolyse versuchen.
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Kannst du eventuell das Sorbit mit Benzoylchlorid derivatisieren? Ich würde vermuten, dass dieses wesentlich besser kristallisiert (da ich annehme, dass das Hexaacetylsorbit noch zu polar ist und das Wasser im Alkohol verhindert, dass es gut kristallisiert, mit Benzoylgruppen wird das ganze Molekül unpolarer und gegen Wasser abgeschirmter), außerdem ist es auf der DC bei 256 nm sichtbar und durch die massive Zunahme der Molmasse reduzierst du deine analytische Empfindlichkeit weiter. Zur Not kann man das auch über ein Kieselgelpad reinigen, das sollte sehr gut gehen mit konventionellen Lösungsmitteln. Da es dann bei 256 nm sogar semiquantifizierbar sein sollte kannst du eine ganze Tablette benzoylieren und per DC gegen einen Standart die Fluoreszenslöschung zur groben Quantifizierung benutzen.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Es geht mir nur um die Identifizierung durch Schmelzpunktbestimmung. Eine DC will ich gar nicht machen. Das Hexaacetylsorbit soll einen scharfen Schmelzpunkt bei 100 °C haben und sich so vom Mannitderivat (Smp 124 °C) abgrenzen lassen. Die Vorschrift ist aus dem DAB 9. Ich habe die Lösung eingeengt und inzwischen ist es auch kristallisisert. Es liegt gerade im evakuierten Exsikkator zum Trocknen. Heute abend weiß ich, ob der Schmelzpunkt scharf ist.
Die Vorschrift mit dem Benzoylderivat habe ich auch (DAB 7) aber das schilzt viel höher. Ausserdem finde ich Essigsäureanhydrid sympathischer zu handhaben.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Der Schmelzpunkt der einmal umkristallisierten Substanz liegt bei 97-98 °C. Die Ph. Eur gibt 98-104 °C an. Wahrscheinlich war die Substanz doch noch zu unrein. aber jedenfalls ist der Schmelzpunkt von dem des Acetylmannitols (124 °C) meilenweit entfernt.
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Beitrag von lemmi »

Ich habe zwei Packungen DC-Fertigfolien geschenkt bekommen, die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben, aber dennoch fast voll sind. :D
Sie lagen jetzt lange - wie gesagt: vermutlich über 30 Jahre - an der offenen Luft. Ich lagere meine DC-Folien immer in zip-Plastikbeuteln, um sie vor der Laborliuft zu schützen.

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Die Bezeichnung weicht von dem was ich kenne ab. Die Abkürzung "F 1500" ist mir nicht bekannt. Die zweite Packung enthält Folien mit einem Floureszenzindikator, wie heute allgemein üblich.
Ein erster Nachteil ist, dass die Schichten auf Kuststoffolie aufgetragen sind. Da wird die Detektion mit Reagenzien, bei denen man anschließend erhitzen muss, vermutlich schwierig. Ausserdem sind die Schichten zielich empfindlich. Man kann sie z.B. nicht mit Bleistift beschriften oder eine Grundlinie darauf ziehen, ohne sie zu Zerkratzen. Ich vermute, dass sie keinen Gips als Stabilisator beinhalten.

Meint ihr, die sind noch zu verwenden? Irgendwelche Tipps?
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Beitrag von lemmi »

Und gleich noch eine Frage hinterher:

Ich will ein Laufmittel verwenden dass aus 5 VT Aceton, 4 VT 1-Propanol und 1 VT einer 1,5%igen Lösung von Natriumdihydrogenphosphat besteht. Wenn ich die Flüssigkeiten mische entsteht eine schwache milchige Trübung, die auch nach längerem Stehen (2 Stunden) sich nicht absetzt oder verschwindet. Wie geht man in so einem Ffalle vor? Filtrieren (ich hätte die Befürchtung, dass sich dabei die LM-Zusammensetzung ändert) oder so verwenden, wie es ist?
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NI2
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Beitrag von NI2 »

F 1500 sagt mir auch nix, da der Fluoreszenzindikator aber mit "LS" abgekürzt wird denke ich, dass das F für die/eine Porengröße ("Feinheit") stehen könne. Dabei sind jedoch 60 Angström eigentlich üblich (Evtl irgendeine obskure Angabe oder doch einfach etwas ganz anderes :D ). Ob sie noch gut sind muss man einfach ausprobieren: bekannte Trennprobleme darauf wiederholen. Ich hatte mal alte Platten geschenkt bekommen deren Silicaschicht bereits so brüchig war, dass Lösungsmittel eine Laufzeit von wenigen Sekunden hatten, die Platten haben sich instantan mit Lösungsmittel vollgesogen ohne zu trennen. Das muss man einfach ausprobieren.

Zu Laufmitteln aus nicht-mischbaren Phasen: Meine Erfahrung der Laufmittel bei der Toxiferinsynthese sagt mir, dass die Reihenfolge eine Rolle spielt in der man die Bestandteile zusammen gibt. Beispielsweise: CHCl3, MeOH, NH3(aq.) darf nicht in der Reihenfolge zusammengegeben werden in der es angegeben ist, da der NH3 sonst seine eigene Phase bildet und sich erst nach einigen Minuten Schütteln löst (anfangs unter Trübung), stattdessen muss dieser zuerst mit Methanol versetzt werden und anschließend mit CHCl3 um gleich eine vollständige Lösung zu erhalten. Ein ähnliches Problem könnte auch bei deiner Mischung bestehen (wobei das hier weniger danach klingt als würde es sich in einem von beidem wesentlich besser lösen). Falls du hast einfach mal ins Ultraschallbad halten und wenn auch das nicht hilft refluxieren. Sollte dann immernoch eine Trübung sein, ein Aliquot mal filtrieren und eine DC machen und anschließend mit dem trüben Laufmittel. Bei schlecht mischbaren Lösungsmitteln kann eine DC auch mit einem leicht trüben Laufmittel gemacht werden (häufig sind diese Mischphasen temperaturlabil, so dass beim Abkühlen eine Phasentrennung/Emulsionsbildung auftritt). In den meisten Fällen kann dennoch eine ausreichende Trennung erreicht werden, aber die Reproduzierbarkeit leidet.
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

Ich habe auch ein paar so ältere auf Kunststofffolie, funktionieren tadellos, sind angenehm zu schneiden. Kann bei meinen keine spezielle Instabilität der Schicht feststellen.
Klar, Reagenzien die man erhitzen muss gehen damit nicht... aber nachdem ja der Großteil mit F254 zu erledigen ist, tut es den Job für Reaktionskontrollen allemal!
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