Bromwasserstoffsäure, alternativ

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lemmi
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Bromwasserstoffsäure, alternativ

Beitrag von lemmi »

Darstellung von Bromwasserstoffsäure

Für die Synthese von Bromwasserstoffsäure gibt es mehrere Wege, von denen im Folgenden zwei angegeben werden. Für die Darstellung des Azeotrops von 47,6 % Gehalt kann man von einem Bromid und Schwefelsäure ausgehen (diese Methode ist hier im Forum schon einmal identisch beschrieben worden). Will man höhere Konzentrationen erreichen, muss gasförmiger Bromwasserstoff in Wasser eingeleitet werden. Diesen stellt man am einfachsten aus Brom und rotem Phosphor dar.


Material/Geräte:

Rundkolben 500 ml, Magnetrührer, Saugflasche mit Nutsche, Stativ, Tropftrichter mit Druckausgleich und Gasableitung, Destillationsapparatur, Calciumchloridröhre, Sicherheitswaschflasche mit Einsatz nach Müncke, Schläuche, Bürette, Erlenmeyerkolben 100 ml; Siedesteinchen aus Zeolith


Chemikalien:

Natriumbromid oder Kaliumbromid Warnhinweis: attn
konzentrierte Schwefelsäure Warnhinweis: c
Brom Warnhinweis: cWarnhinweis: nWarnhinweis: t+
roter Phosphor Warnhinweis: fWarnhinweis: n
Bariumchloridlösung 5 % Warnhinweis: xn
Natronlauge 1 N Warnhinweis: c
Phenolphtaleinlösung 1 % Warnhinweis: fWarnhinweis: xn
Bromwasserstoffsäure Warnhinweis: c


Sicherheitshinweise:

Mit Brom sollte im Abzug gearbeitet werden.


Versuchsdurchführung:

1. Bromwasserstoffsäure 8 M (Azeotrop)

In einem 500 ml-Kolben übergießt man 102 g trockenes Natriumbromid oder 120 g Kaliumbromid (ich habe Natriumbromid verwendet) mit 200 ml Wasser und stellt den Kolben auf einem Magnetrührer in ein Eisbad. Über einen Scheidetrichter tropft man unter gutem Rühren (je ein Rührfisch im Kolben und im Kühlbad!) 90 ml konzentrierte Schwefelsäure zu, wobei die Temperatur bei unter 50°C gehalten wird. Man gießt die durch etwas ausgeschiedenes Brom blass gelb gefärbte Flüssigkeit in eine Weithalserlenmeyerkolben um, fügt eine Spatelspitze roten Phosphor zu und rührt für 5-10 Minuten. Dabei fällt ein feines Kristallmehl aus. Man lässt 1-2 Stunden absitzen, gießt den Überstand in einen 500 ml-Schliffkolben ab und saugt den Niederschlag auf einer Nutsche möglichst weitgehend ab. Das Filtrat gibt man ebenfalls in den Kolben fügt ein paar Siedesteine zu und schließt eine Destilliervorrichtung an. Bei der Destillation wird die Vorlage gewechselt, sobald das Thermometer 120 °C erreicht und die höher siedenden Anteile aufgefangen. Das Azeotrop siedet bei 126 °C. Bei meinem Versuch stieg die Temperatur allerdings nie über 124,5 °C. Sobald die Temperatur wieder zu fallen beginnt wechselt man die Vorlage und fängt noch einen Nachlauf bis 120 °C auf. Die Flüssigkeit im Kolben färbt sich bei der Destillation goldgelb, entfärbt sich jedoch gegen Ende wieder. Die Destillate sind wasserklar. Der gesamte Destillationsprozeß dauert etwa eine dreiviertel Stunde.

Bei meinem Versuch habe ich folgende Fraktionen erhalten:

Vorlauf: 23 ml
Hauptfraktion 138 ml
Nachlauf: 15 ml

Die Destillate enthalten als Verunreinigung noch mitgerissene Schwefelsäure bzw. Natriumsulfat, wie man bei Versetzen einer kleinen Probe mit etwas Bariumchloridlösung rasch feststellen kann. Daher wird das Präparat ein zweites Mal destilliert.

Für die zweite Destillation verwendet man die Hauptfraktion. Diesmal wechselt man die Vorlage, sobald die noch Temperatur 1 °C vom Siedepunkt des Azeotrops entfernt ist. Danach geht der gesamte Rest bei konstanter Siedetemperatur (bei meinem Versuch erneut 124,5°C) über. Man destilliert bis auf einen winzigen Rest von 2-3 ml ab. Zeitbedarf 30-35 Minuten.

Vorlauf: 37 ml
Präparat (konstant siedend): 89 ml

Dann gibt man den Vorlauf sowie den Vor- und Nachlauf der ersten Destillation (im Ganzen 75 ml) in den Destillierkolben und erhitzt erneut. Wenn ca 2/3 (bei mir: 50 ml) übergegangen sind, wechselt man die Vorlage und destilliert, bis die Temperatur erneut auf 1°C unterhalb des Siedepunktes des Azeotrops gestiegen ist. Dann wechselt man erneut und fängt nochmals einen kleinen Teil konstant siedender Säure auf. Wieder wird nicht ganz bis zur Trockene abdestilliert. Die letzte Fraktion vereinigt man mit dem Präparat. Der erste Vorlauf wird verworfen. Der mittlere Anteil kann gut zur Darstellung konzentrierter Bromwasserstoffsäure verwendet werden.

Mittlere Fraktion 15 ml
Zweite Fraktion (konstant siedend): 10 ml

Den Gehalt des Präparates bestimmt man durch Titration (1000 µl verdünnt auf 50 ml mit Wasser) mit 1 N Natronlauge und Phenolphtalein als Indikator. Ein Milliliter der Maßlösung entspricht 80,91 mg Bromwasserstoff. Meine Titrationen ergaben:

Konstant siedendes Präparat: 655,3 mg HBr/ml
Dichte: 1,448 g/cm³ bei 20 °C
Gehalt: 8,1 M bzw. 45,2 Gewichts-%

Erste Fraktion der letzten Destillation: 84 mg HBr/ml (1,04 M)

Ausbeute (nur das konstant siedende Präparat berechnet): 80 %

Bild
Zutropfen der Schwefelsäure unter Kühlung

Bild
Ausgefallenes Natriumsulfat

Bild
Destillation

Bild
Sulfatnachweis (links Hauptfraktion der ersten Destillation, rechts Präparat)

Bild
Gehaltsbestimmung


2. Bromwasserstoff aus Brom durch Hydrolyse von Phosphorbromid, konzentrierte Bromwasserstoffsäure

In einem 100 ml-Rundkolben legt man 4 g roten Phosphor und 8 ml Wasser vor, gibt einen Rührfisch zu und setzt einen Druckausgleichs-Tropftrichter mit Gasableitungsrohr auf. Man schließt eine Chlorcalciumröhre an, die mit Siedesteinchen (poröse Siedesteinchen aus Zeolith) gefüllt wird, die mit einer Paste aus 1-2 g rotem Phosphor und 3-4 ml Wasser (auf 4-5 g Siedesteinchen) imprägniert sind. Die Chlorcalciumröhre sollte ein wenig schräg aufwärts gerichtet sein (warum, wird unten erklärt). Von der Chlorcalciumröhre führt ein Schlauch zu einer Sicherheitswaschflasche mit weitem Einleitungsrohr (Müncke-Einsatz), die man mit 20 ml verdünnter Bromwasserstoffsäure (3,5 – 4 M) beschickt. Dazu verwendet man eine Mischung von 10 ml Azeotrop mit 10 ml Wasser oder die oben erhaltene verdünnte Säure, die durch Zusatz des Azeotrops entsprechend verstärkt wird. Man muß sich vor dem Versuch überzeugen, daß auch bei starkem Unterdruck keine Flüssigkeit aus der Waschflasche in die Apparatur zurücksteigen kann (abhängig von Füllmenge und Weite der Flasche und des Rohres)! Sowohl die Waschflasche (Vorlage) als auch den Gasentwicklerkolben auf dem Magnetrührer stellt man in ein Eisbad.
Nun befüllt man den Tropftrichter mit 10 ml Brom, startet den Rührer und lässt das Brom sehr langsam (1 Tropfen alle 2 Sekunden) zu dem Phosphor-Wasser-Brei tropfen. Die Reaktion ist anfangs überaus heftig! Jeder Tropfen ruft eine kleine Verpuffung, begleitet von einem orangeroten Aufblitzen und Nebelbildung, hervor. Der gebildete Bromwasserstoff wird in der Chlorcalciumröhre von mitgerissenem Bromdampf befreit und tritt als farbloses Gas, bei zu schneller Entwicklung als weißer Nebel, in die Waschflasche. Dort wird er in der vorgelegten, verdünnten Säurelösung vollständig absorbiert. Sollten sich einmal Nebel in der Waschflasche ansammeln so drosselt man die Bromzufuhr und schwenkt die Vorlage, worauf die Nebel verschwinden.
Nachdem etwa 6 ml Brom zugegeben sind, lässt die Heftigkeit der Reaktion nach, der Gasraum des Entwicklerkolbens klärt sich und das Brom kann etwas schneller zugetropft werden. Wenn nach etwa 30 Minuten alles zugegeben ist und die Gasentwicklung nachlässt, nimmt man den Kolben aus dem Eisbad und erhitzt den Kolbeninhalt über einem Brenner, bis erhebliche Mengen Flüssigkeit im Kolbenhals und dem Gasableitungsrohr zu kondensieren beginnen, was nach etwa 5 Minuten der Fall ist. Dann beendet man das Erhitzen, tauscht die Vorlage gegen eine leere Waschflasche aus und lässt die Apparatur abkühlen. Zur Absorption noch vorhandenen Bromdampfes gibt man etwas stark verdünnte Natronlauge in den Tropftrichter und schüttelt leicht. Nach einiger Zeit kann die Apparatur auseinandergenommen werden.
Die Flüssigkeit in der Vorlage hat an Volumen zugenommen und raucht an der Luft. Bei meinem Versuch wurden 27,5 ml erhalten, die leider etwas bräunlich gefärbt waren, weil aus der Chlorcalciumröhre ein wenig Phosphor mit übergerissen worden war. Sie klärte sich beim Stehen lassen über Nacht in einem verschlossenen Zylinder nicht ganz. Die Analyse ergab:

Konzentration: 990 mg HBr/ml oder 12,25 M
Dichte: 1,67 g/cm³ bei 20°C
Gehalt: 59,3 Gewichts-%

Die Ausbeute ist nicht exakt anzugeben, da schon eine verdünnte Säure vorgelegt wurde. Überschlagen beträgt sie etwa 67 % des eingesetzten Broms.

Bild
Präparation der Siedesteinchen mit Phosphorbrei

Bild
Versuchsaufbau

Bild
Lichterscheinung im Kolben beim Zutropfen von Brom

Bild
Vorlage (beachte das Zurücksteiggen der Flüssigkeit durch den Unterdruck!)

Bild
Erhitzen des Entwicklerkolbens in der zweiten Phase des Versuches

Bild
Präparat (verunreinigt)


Entsorgung:

Die Rückstände von Versuch 1 (sowie gegebenenfalls die Produkte) werden mit Natronlauge neutralisiert und über das Abwasser entsorgt. Auch den Kolbenrückstand von Versuch zwei kann man ins Abwassernetz geben.


Erklärungen:

Zu Versuch 1: Durch Schwefelsäure wird aus dem Bromid Bromwasserstoff freigesetzt:

NaBr + H2SO4 ---> HBr + NaHSO4
bzw.
2 NaBr + H2SO4 ---> 2 HBr + Na2SO4

Die eingesetzten Mengen entsprechen 1 Mol Bromid und rund 1,6 Mol Schwefelsäure. Das ausgefallene Salz reagiert zwar sauer, besteht aber praktisch ganz aus Natriumsulfat und enthält nur Spuren des Hydrogensulfates (ich habe es titriert). Mehr Schwefelsäure zu verwenden ist ungünstig und die Temperatur darf nicht zu sehr ansteigen, weil sonst durch die oxidierende Wirkung der konzentrierten Schwefelsäure freies Brom entsteht.

2 HBr + H2SO2 ---> Br2 + 2 H2O + SO2

Dadurch leidet nicht nur die Ausbeute, sondern das Präparat wird auch durch schweflige Säure verunreinigt. Man prüft auf diese Verunreinigung, indem man eine Probe mit einem Tropfen Bromwasser (oder so viel, bis eine bleibende Gelbfärbung entsteht) versetzt und Bariumchloridlösung zugibt. Es darf auch nach einigen Minuten keine Trübung entstehen. Das Brom oxidiert die schweflige Säure zu Sulfat.

Durch die Destillation erhält man die bei 126 °C (unter 1013 hPa) siedende azeotrope Bromwasserstoffsäure, die einen Gehalt von 47,6 Massen-% HBr und eine Konzentration von 8,7 M bei einer Dichte von 1,48 g/cm3 besitzt. Dass bei meinem Versuch ein niedriger siedendes Azeotrop erhalten wurde könnte daran liegen, dass das Destilliergut noch erhebliche Mengen Natrium(hydrogen)sulfat enthält. Bei Verwendung von Kaliumbromid könnte das anders sein, weil Kalium(hydrogen)sulfat schwerer löslich ist, als das entsprechende Natriumsalz.

Zu Versuch 2: Elementares Brom reagiert mit Phosphor in einer exothermen Reaktion zu Phosphortribromid, welches in Gegenwart von Wasser hydrolysiert, wobei Bromwasserstoff und Metaphosphorsäure gebildet werden.

3 Br2 + 2 P ---> 2 PBr3

PBr3 + 3 H2O ---> 3 HBr + H3PO3

Die eingesetzten Mengen entsprechen der Gleichung 1. Allerdings läuft die Reaktion offenbar nicht stöchiometrisch ab, weil nach dem Versuch keineswegs der gesamte Phosphor umgesetzt ist, so daß man die Menge des eingesetzten Phosphors vermindern könnte (nach Hecht soll man 3 g verwenden). Ein Teil des entstandenen Bromwasserstoffs löst sich in dem im Entwicklerkolben verbliebenen Wasser und wird durch Erhitzen ausgetrieben, bis das Azeotrop abzudestillieren beginnt. Bei Raumtemperatur beträgt die maximal erreichbare Konzentration einer wässrigen Bromwasserstofflösung 65 Masse% (14,2 M).
Die Verunreinigung des Präparates konnte ich auch durch Zentrifugieren nicht entfernen. Eventuell war auch der Kautschukschlauch durch kondensierte Säure angegriffen worden. Erst durch Schütteln mit Aktivkohle und Absaugen über eine Fritte erhielt ich ein farbloses Produkt.
Wahrscheinlich ist die Verwendung eines U-Rohres – wie es in der Literatur angegeben wird – an Stelle der Chlorcalciumröhre günstiger. Auch sollten Schlauchverbindungen auf ein Minimum beschränkt und vornehmlich mit Glasrohren gearbeitet werden.


Literatur:
Brauer G: Handbook of Preparative Inorganic Chemistry, Vol II, Second Edition; Academic Press London-New York 1963: Seite 285
Hecht H: Präparative Anorganische Chemie, Springer-Verlag OHG, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1951: Seiten 61-62
Frerichs G, Arends G, Zörnig H: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Springer-Verlag Berlin-Göttingen-Heidelberg 1949; Band I, Seite 153
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Phil
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Beitrag von Phil »

Hey gute Beschreibung und gute Durchführung. Danke dafür. :D
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Pok
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Beitrag von Pok »

Super! Mich fasziniert die "Lichterscheinung". War das eine gewöhnliche Flamme? Kann ich mir nicht vorstellen, weil das ja in wässriger Suspension war. Wenn nicht, dann ist das Chemolumineszenz! Ist das in deinen Quellen beschrieben?
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Das Aufblitzen ist in der Tat ziemlich beeindruckend. Ganz am Anfang dachte ich, es hätte sich etwas Phosphor entzündet durch die Reaktionswärme, weil noch Luft im Kolben war. Aber das Aufleuchten hält an, bis ca 2/3 des Broms zugetropft sind. Wegen der dichten Nebelschwaden im Kolben kann man nicht sehen, ob das kleine Flammen sind oder wodurch es hervorgerufen wird. Es ist aber auch jedesmal nur sehr kurz. Das ist witzigerweise im HAGER beschrieben (habe ich erst nach dem Versuch entdeckt!)- in den anderen Literaturstellen aber nicht!

Ich suche noch nach einer bequemen Methode, Iodwasserstoffsäure darzustellen. Nach dem Erlebnis mit Brom und Phosphor traue ich mich an die eigentlich simple, analoge Synthese mit Iod nicht richtig ran. Im HECHT steht, man soll eine Suspension von Phopshor in Wasser über einen Trichter zu einer Jod-Suspension tropfen. Das stelle ich mir erstens Störanfällig und schlecht regulierbar vor. Und dann heißt es bei Hecht ganz lapidar: "...während bei zu schnellem Eintragen des Phosphors es sogar zu Explosionserscheinungen kommen kann..."

Habt Ihr eine Erklärung für mein "falsches Azeotrop"? Am Thermometer liegt's nicht. Ausserdem stimmen Konzentration und Dichte überein.

Wirklich ärgerlich finde ich die Verfärbung des Produktes. Ich werde mal sehen, ob ich die mit Aktivkohle beseitigen kann - muss nur erst wieder welche besorgen... :?
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Phil
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Beitrag von Phil »

Die verfärbung kann durch Licht entstehen.
Mit wenig P sollte keine explosion entstehen, da er Katalytisch wirkt auch beim Jod.
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Pok
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Beitrag von Pok »

Nach dieser Quelle hier ist es wirklich Chemolumineszenz (Buch-link), aber mehr Infos hab ich dazu auch nicht gefunden. Wenn du davon überrascht wurdest, scheints dir ja sogar bei normalem Licht aufgefallen zu sein. Muss ja wirklich relativ hell gewesen sein. Sehr interessant!

Bei VC wurde HI aus Iod + Schwefelwasserstoff hergestellt (Anleitung auch im Brauer). Schwefelwasserstoff könnte man noch wesentlich bequemer und reiner herstellen als aus Eisensulfid, nämlich aus Aluminiumsulfid (Mischung Al-Pulver + Schwefel entzünden), das mit Wasser sofort ziemlich reines H2S bildet.

@Phil: die Verfärbung ist doch auf mitgerissenen Phosphor zurückzuführen, wenn ich das richtig verstanden habe. Vielleicht hätte Glaswolle am Ende des Trockenrohres das verhindert.
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Phil
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Beitrag von Phil »

@Pok ja das kann sein, dann müste man nur filtrieren und man siet es am Resultat geht ohne Aktivkohle.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Nein, die Verfärbung kommt leider nicht nur von mitgerissenem Phosphor. Der setzte sich beim Stehen über Nacht ab (sieht man etwas auf dem letzten Foto). Ausserdem hätte sich die Flüssigkeit dann beim Zentrifugieren komplett klären müssen.

@Pok: die Synthese von HI über Schwefelwasserstoff kenne ich. Aber ich würde gerne ohne Schwefelwasserstoff arbeiten. Die Nachbarn hatten sich schon bei meiner Antimonchloriddarstellung beschwert ... :yeah:

Was heißt Chemolumineszenz? Wenn eine exotherme Rekation unter Lichtaussendung vor sich geht, ist das dann schon Chemolumineszenz? Dann würde das auf jede Verbrennung zutreffen.

@Phil: Der Phosphor wirkt doch nicht katalytisch - oder? Er geht aus der Reaktion doch nicht unverändert hervor.

Und was ist mit meinem Azeotrop bei 124,5 °C?
Bild
Der Luftdruck zum Zeitpunkt des Versuchs betrug 750 Torr. Daran sollte es nicht liegen...
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Pok
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Beitrag von Pok »

Naja, manche bezeichnen auch das Licht einer Flamme als Chemolumineszenz (Physiker vermutlich). Aber üblicherweise wird eine Lichterscheinung nur dann als CL bezeichnet, wenn sie weder auf Glühvorgänge noch auf eine Flamme zurückzuführen sind, was der Definition "kaltes Licht" ja sehr nahe kommt. Eine Flamme ist ja auch nicht so leicht zu definieren (vielleicht kann Xyrofl das), aber in der Praxis kann eigentlich jede Flamme sämtliche Stoffe über ihrem Flammpunkt entzünden, während das bei CL-Reaktionen nicht der Fall ist. Entzündet sich also z.B. Ethanol bei Kontakt mit der lichtaussendenden Mischung, ist es eine Flamme, sonst CL. Ggf. muss man das mit mehreren entzündlichen Stoffen durchgehen, weil einige ja auch von anderen starken Ox-Mitteln, die ggf. bei der entsprechenden CL beteiligt sind, entzündet werden können.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Es ist mir gelungen, mein Produkt aus der Synthese No.2 zu entfärben. Ich musste es zweimal mit Aktivkohle (je ca 500-800 mg) schütteln und durch eine Fritte absaugen. Leider ist mir beim zweiten Mal beim Abdrehen der Wasserstrahlpumpe etwas Wasser zurückgestiegen :evil: . Dadurch sank die Konzentration auf 870 mg HBr/ml (55 Gewichts%). Aber durch die Aktivkohlebehandlung allein drüfte die Konzentration nicht gelitten haben.

Kann mir jemand sagen, wie ich die Kohlereste aus der Fritte rausbekommen? :?
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frankie
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Beitrag von frankie »

@lemmi: Im Notfall mit Caroscher Säure. Daher filtriere ich bei Aktivkohle gleich über eine Schicht Kieselgur / Celite.
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Beitrag von lemmi »

Ich glaube, ich habe ein grundlegendes Verständnisproblem

Ich habe den Versuch jetzt insgesamt dreimal gemacht und jedesmal die selbe Beobachtung gemacht, die ich nicht verstehe. Wie schon weiter oben erwähnt habe ich den Siedepunkt von 126 °C des Azeotrops, das 47,5 % HBr enthalten soll, nicht erreicht, sondern es ging ein Azeotrop bei 124,5 °C über. Zunächst hatte ich gedacht es läge an meinem Thermometer - obwohl der Eispunkt bei einer Kontrolle korrekt angezeigt wurde. Nun ist das vorher verwendete Thermometer, dessen Quecksilberreservoir knapp unterhalb des Kühlerabganges zu liegen kam, zerbrochen und ich musste für die letzte Darstellung ein anderes Thermometer verwenden, das tiefer hinabreicht:

Bild

Aber auch damit passiert dasselbe: Die Temperatur steigt einfach nicht über 124,5°C!

Bild

Die bei dieser Temperatur überdestillierte Säure hat einen Gehalt von 8,45 M oder ca 46,6 % (m/V). Das ist zwar okay - aber wieso steigt die Temperatur nicht irgendwann weiter bis 126 °C und es geht dann eine Säure mit 47,6 % über? Sie blieb wirklich bis zuletzt auf dieser Höhe. Bei der 2. Destillation habe ich fast bis zur Trockene destilliert - konstant 124,5°C!

Und noch eine weitere sonderbare Beobachtung: Ich habe einen Teil der beim ersten Druchlauf der Dartsellung erhaltenen, konstant siedenden Fraktion (124,5 °C...) mit dem Rest meiner rauchenden HBr vereinigt und so eine Mischung erhalten, deren Gehalt knapp über dem des Azeotrops gelegen haben dürfte. Bei der Destillation stellte sich diesmal gar keine konstante Temperatur ein. Die Temperatur steig bis auf zuletzt 138 °C - obwohl noch ein Rest im Sumpf vorhanden war. Wohlgemerkt: es wurde HBr re-destilliert, im Sumpf befand sich kein Natriumsulfat oder Schwefelsäure mehr. Die Fraktion , die von 125-130 °C überging hatte einen Gehalt von 8,3 M, die von 130-138 °C einen von 8,55 M. Letzteres entspricht fast genau dem Gehalt des "Literaturazeotrops" mit 47% HBr (eigentlich 47,6 % bzw 8,7 M). Wie ist es zu erklären, daß die Temperatur so stark stieg?
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Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Den letzten Punkt kann ich dir nicht erklären.
Aber eine Temperaturdifferenz von nur 1°C ist doch nicht weiter verwunderlich, dafür reicht schon ein anderer Luftdruck, 20mbar sollten da etwa 1°C entsprechen.
Du solltest diese Destillate anhand ihrer Dichten vergleichen. Die Zusammensetzung der Azeotrope ändert sich mit dem Druck nur sehr wenig.

Zu nicht durch Druck erklärbaren Abweichungen siehe auch den Thread hier und auch hier die immer mehr OT Diskussion zum Ende hin. Damit der erstgenannte Thread bzw. dessen Thematik nicht immer weiter zerpflückt wird, werde ich einen weiteren Text jetzt dort anfügen, bevor ich diesen Beitrag hier absende.
Glaskocher
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Beitrag von Glaskocher »

Ich tippe mal darauf, daß Natriumsulfat und speziell die Schwefelsäure noch zusätzlich Wasser gebunden hatten und so für den ungewöhnlich niedrigen Siedepunkt und die erniedrigte Konzentration gesorgt hatten. In der zweiten Destillation fehlten diese Nebenkomponenten und das System konnte sich weniger gestört dem wahren Azeotrop nähern.

War die Schwefelsäuremenge auf Natriumsulfat oder auf Natriumhydrogensulfat berechnet? Das Hydrogensulfat könnte ja noch durch das Eliminieren von Wasser zum Pyrosulfat weiterreagieren. (Weiß nicht, ob es das schon bei diesen Temperaturen tut...)
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

@CD-Rom: die Dichte könnte ich nochmal bestimmen - aber was sagt mir das über die Konzentration hinaus aus?

Das Azeotrop hat eine Konzentration von gerundet 8,7 M (Tabelle). Ich komme aber über 8,45 M nicht hinaus. Bei meinem ersten Verscuh waren es nur 8,1 M und die Dichte war 1,448 - was ziemlich genau der Tabell entspricht. Ich habe also eine zur dichte passende Konzentration und einen konstanten, aber unter dem literaturwert leigenden siedepunkt. Es können doch nicht alle drei Werte durch gelichzeitige Messgfehler gleichsinnig verändert worden sein? Ode rübersehe ich da was.
Den Einfluss des Luftdruckes schließe ich aus. Dann hätte ich bei drei Gelegenheiten den selben Druckunterschied gehabt haben müssen.

@ Glaskocher:
lemmi hat geschrieben:Die eingesetzten Mengen entsprechen 1 Mol Bromid und rund 1,6 Mol Schwefelsäure. Das ausgefallene Salz reagiert zwar sauer, besteht aber praktisch ganz aus Natriumsulfat und enthält nur Spuren des Hydrogensulfates (ich habe es titriert).
.
Der Sumpf hat auf das Siedepunktverhalten keinen Einfluss, da ich dasselbe Verhalten sowohl bei ersten Destillation (aus der Schwefelsäure/Natriumhydrogensulfat enthaltenden Mischung) als auch bei der zweiten Destillation erhalten habe. Und zwar dreimal.

Es muss ein systematischer Einflussfaktor vorliegen - ich komme nur nicht drauf, welcher.

Kann das Thermometer irgendwie von aussen beeinflusst worden sein? Kann die neiedrige Strömungsgeschwindigkeit des Dampfes eine Rolle spielen (die Destillationen gingen relativ langsam. Bei der Destillation niedriger siedender Stoffe aus dem Wasserbad (Methanol oder so) habe ich das nie erlebt.
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