2,3-Dihydro-5-methyl-2-phenyl-1H-pyrazol-3-on

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frankie
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2,3-Dihydro-5-methyl-2-phenyl-1H-pyrazol-3-on

Beitrag von frankie »

2,3-Dihydro-5-methyl-2-phenyl-1H-pyrazol-3-on

Geräte:

Zweihalskolben 50 mL oder 100 mL, Rückflusskühler, Magnetrührer, Rührfisch, Ölbad, Scheidetrichter, Saugflasche, Glasfritte G2, Kühlschrank

Chemikalien:

Phenylhydrazin
Acetessigsäureethylester
Ethanol
Petrolether
Ethylacetat
Diethylether

Durchführung:

In einem 50 mL Zweihalskolben, mit Rührfisch und aufgesetztem Rückflusskühler werden 2,22 g (20,5 mmol, 1 eq.) frisch destilliertes Phenylhydrazin vorgelegt und mit einer Mischung aus 2,70 g (20,7 mmol, 1 eq.) Acetessigsäureethylester und 0,5 mL abs. Ethanol versetzt. Sollte dabei eine Trübung auftreten so wird tropfenweise weiterer Ethanol zugefügt bis die Trübung verschwindet. Die Reaktionsmischung wird nun 30 Minuten bei Raumtemperatur gerührt und anschließend 4 Stunden lang unter Rückfluss gekocht. Der Kolben wird anschließend wieder abgekühlt, mit je 20 Tropfen Ethylacetat und Petrolether versetzt und zur Kristallisation über Nacht in den Kühlschrank gestellt. Das ausgefallene Produkt wird abgesaugt, mit kaltem Ether gewaschen und abschließend getrocknet. Schmelzpunkt: 129,5 °C – 130,6 °C.

Ausbeute: 2,44 g (67,6 % d.Th.)

1H-NMR (200 MHz, CDCl3): δ [ppm] = 2.21 (s, 3H, CH3), 3.44 (s, 2H, Pyrazol CH2), 7.18 (t, 1H, ArH), 7.37 (t, 2H, ArH), 7.87 (d, 2H, ArH); 7.26 (s, solvent)

Entsorgung:

Reste von Phenylhydrazin, Acetessigsäureethylester sowie der genannten Lösungsmittel werden zu den halogenfreien organischen Lösemittelabfällen gegeben. Das Produkt kann – so es nicht aufgehoben wird – zu den organischen Feststoffabfällen gegeben werden.

Erklärung:

Im ersten Reaktionsschritt, welcher bereits bei Raumtemperatur erfolgt, entsteht (reversibel) durch nucleophilen Angriff des Phenylhydrazins am Carbonylkohlenstoff der Keto-Gruppe und anschließender Wasserabspaltung ein Hydrazon.
Bild

Das entstandene Imin reagiert intramolekular unter Ringschluss (Knorrscher Pyrazol-Ringschluss) zum Produkt.
Bild

Die Verbindung existiert in verschiedenen, insbesondere vom Lösungsmittel abhängigen, tautomeren Formen die ineinander Übergehen können. Je nach Lösungsmittel (CDCl3, DMSO) misst man daher auch beim NMR-Experiment unterschiedliche Formen.

Bild


Bilder:

Bild
Auskristallisiertes Produkt

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Abgesaugtes und getrocknetes Produkt


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1H-NMR (200 MHz, CDCl3)
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Ist das dasselbe Pyrazolon dessen Derivate auch medizinisch gentzt werden (z.B. Metamizol)
Könntest du bitte noch eine Formel des Produktes und den Reaktionsablauf angeben?
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Uranylacetat
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Beitrag von Uranylacetat »

Ja @lemmi, ist das "Phenazon"! Gerade mal in "Chemische Zaubertränke" nach geguckt.. :wink:

@Franke, interessante Synthese! Formel und Reaktionsablauf vermisse ich auch...
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Nein, sondern Edaravone, bei Phenazon handelt es sich um das 1,5-Dimethyl-Derivat, hier ist der Stickstoff (N1) nicht methyliert. Es ist natürlich sehr nah am Phenazon dran, aber man müsste es noch methylieren oder N-Methyl-N'-Phenylhydrazin verwenden, falls das nicht durch mangelnde Mesomerie den Mechanismus unterbindet. Dazu kommt, dass durch diese Methylgruppe die Verbindungen alle farblos werden, da die Mesomerie eingeschränkt wird (Das Edaravone kann man als intramolekulares Hydrazon betrachten). Medizinisch spielen dann die Amino-Derivate des Dimethyl-Derivates eine Rolle, an denen werden weitere Gruppen eingeführt um zu Metamizol oder Pyramidon zu gelangen.

Aber gefällt mir, erinnert mich an mein 3,5-Dimethyl-1-phenylpyrazol von damals^^
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Uranylacetat
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Beitrag von Uranylacetat »

Huch, da habe ich mich gründlichst verhauen bzw. "verlesen".... Komplexere OC halt... (schäm) :wink:
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Kein Problem... es geht ja auch nur um ne Methylgruppe und wenn man nur schnell drüber guckt passiert einem das schon mal^^
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frankie
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Beitrag von frankie »

Erklärung eingefügt. Vielleicht schaut sich jemand noch den Mechanismus an, vier Augen sehen mehr als zwei.
lemmi hat geschrieben:Ist das dasselbe Pyrazolon dessen Derivate auch medizinisch gentzt werden ?
Das gleiche Grundgerüst. Um z.B. zum Phenazon (Antipyrin) zu gelangen wäre eine Methylierung notwendig. Dazu könnte man das hier beschriebene Produkt mehrere Stunden mit CH3J kochen.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Kann mir nochmal jeamnd die numerierung der Atome im Pyrazolring erklären? Ohne jetzt Google oder Wikipedia bemüht zu haben meine ich zu erinnern, daß Antipyrin ein Pyrazol-5-on-Derivat ist, und hier ist von einem pyrazol-3-on die Rede.
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Das ist richtig. Der IUPAC-Name ist 5-methyl-2-phenyl-1,2-dihydro-3H-pyrazol-3-on wobei wie folgt gezählt wird (siehe links):

Bild

Allerdings - so denke ich - hat sich eine nicht IUPAC-konforme Nomenklatur entwickelt, da immer klar ist was mit den medizinisch bedeutenden Pyrazolonen gemeint ist. Dabei wird wie oben in der Abbildung recht vom anderen N-Atom gezählt, da dem N-Atom mit dem Phenylrest die 1-Position gegeben wird. Genau genommen ist diese Zählweise nicht korrekt aber hat sich gehalten :)
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NI2
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Beitrag von NI2 »

edit by NI2: Verschoben.
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