Benzyltriphenylphosphoniumchlorid

Synthesen aus allen Bereichen.

Moderator: Moderatoren

Benutzeravatar
Cyanwasserstoff
Illumina-Admin
Beiträge: 6303
Registriert: Sonntag 7. Mai 2006, 20:41
Kontaktdaten:

Benzyltriphenylphosphoniumchlorid

Beitrag von Cyanwasserstoff »

Benzyltriphenylphosphoniumchlorid

Benzyltriphenylphosphoniumchlorid ist ein Phosphoniumsalz, welches durch Basen an der (CH-aciden) Methylengruppe deprotoniert werden kann, wobei ein Ylid entsteht. Dieses wiederum kann mit Carbonylverbindungen in einer Wittig-Reaktion zu Olefinen reagieren.

Geräte:

Rundkolben 250 ml, Magnetheizrührer, Rührfisch, Ölbad, Rückflusskühler, Apparatur zur Vakuumfiltration

Chemikalien:

Triphenylphosphin
Benzylchlorid
Acetonitril
Diethylether
Benzyltriphenylphosphoniumchlorid Warnhinweis: t

Hinweis:

Benzylchlorid wirkt stark tränenreizend und steht im Verdacht, carcinogen zu sein.

Durchführung:

In einem 250 ml-Rundkolben mit aufgesetztem Rückflusskühler werden 6,56 g Triphenylphosphin unter leichtem Erwärmen in einem Ölbad in 50 ml Acetonitril gelöst. Nun werden 2,88 ml Benzylchlorid hinzugegeben und das Reaktionsgemisch wird zwei Stunden lang unter Rückfluss erhitzt, wobei schon nach kurzer Zeit farblose Kristalle ausfallen. Das Reaktionsgemisch wird über Nacht bei Raumtemperatur stehen gelassen und dann mit 50 ml Diethylether versetzt. Der Niederschlag wird abgesaugt, mit 20 ml Diethylether nachgewaschen und getrocknet. Ausbeute 5,60 g (57,6% d. Th.) Benzyltriphenylphosphoniumchlorid. Farblose Kristalle.

Entsorgung:

Triphenylphosphin und Benzyltriphenylphosphoniumchlorid werden zu den organischen Feststoffabfällen gegeben. Benzylchlorid wird mit Natronlauge unschädlich gemacht und dann zusammen mit Acetonitril und Diethylether zu den halogenfreien organischen Lösemittelabfällen gegeben.

Erklärung:

Triphenylphosphin greift das Benzylchlorid nucleophil an; das Phosphoratom wird quaternisiert:

Bild

Bilder:

Bild
Apparatur

Bild
Benzyltriphenylphosphoniumchlorid
"It is arguably true that the tetrapyrrole system is Nature's most remarkable creation."
- Claude Rimington
Bariumchlorid
Illumina-Mitglied
Beiträge: 1570
Registriert: Samstag 6. Juni 2009, 21:37

Beitrag von Bariumchlorid »

Arrrgh :mrgreen: .
Schöne Sache, wirklich nützlich - auch für die PTC.
Ließe sich das ganze nicht auch in Toluol unter langem Rückflusskochen bewerkstelligen ?
Benutzeravatar
Cyanwasserstoff
Illumina-Admin
Beiträge: 6303
Registriert: Sonntag 7. Mai 2006, 20:41
Kontaktdaten:

Beitrag von Cyanwasserstoff »

Klar, aber wieso? Das ist eine SN2-Reaktion, und da gilt nunmal je polarer desto besser. :wink:
"It is arguably true that the tetrapyrrole system is Nature's most remarkable creation."
- Claude Rimington
Bariumchlorid
Illumina-Mitglied
Beiträge: 1570
Registriert: Samstag 6. Juni 2009, 21:37

Beitrag von Bariumchlorid »

Na dann würde ich gleich zur DMF Keule greifen :mrgreen:
Ich mache gerade selber die Erfahrung, dass Acetonitril wunderhübsch ist, um Kinetiken aufzunehmen.
Der Vorteil vom Toluol soll sein, dass dir das Zeugs direkt ausfällt.
Benutzeravatar
Cyanwasserstoff
Illumina-Admin
Beiträge: 6303
Registriert: Sonntag 7. Mai 2006, 20:41
Kontaktdaten:

Beitrag von Cyanwasserstoff »

Tut es hier auch - s. Durchführung. Bei Zugabe des Ethers habe ich kein weiteres Ausfallen feststellen können, der dient letztlich nur zur Reinigung...
"It is arguably true that the tetrapyrrole system is Nature's most remarkable creation."
- Claude Rimington
Benutzeravatar
NI2
Illumina-Moderator
Beiträge: 5967
Registriert: Dienstag 19. August 2008, 09:33

Beitrag von NI2 »

Durch eine Rückflusszeit von 3h ist bereits eine Ausbeute von 67 % möglich.
Anstatt Toluol kann man auch - oh Wunder - Xylol nehmen und erreicht mit 12 h Reflux Ausbeuten über 90%, was sinnvoll ist, wenn es sich um teurere Alkylhalogenide handelt.

Hatte heute auch endlich mal den Elan das Diphenyldibutadien anzugehen ;)
IOC

There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
Trust the rhythm and the rhyme of your own heartbeat. [C. Douglas]
Benutzeravatar
Vanadium
Illumina-Mitglied
Beiträge: 646
Registriert: Dienstag 12. Mai 2009, 19:47
Wohnort: Bayern

Beitrag von Vanadium »

Die Reaktion von Benzylchlorid mit Triphenylphosphin ist ja "bekannterweise" (ist ein häufiger Versuch in Studentenpraktika) nicht so schnell, wie man es sich wünschen würde. Normalerweise sind solcherlei Reaktionen ja quantitativ bzw. sollten es sein, dies erreicht man aber nur mit Refluxzeiten von ca. 10 Stunden oder ähnlichem. Man kann daher auf Benzylbromid ausweichen, welches reaktiver und laut GHS-Einstufung auch weniger toxisch ist. Die Reaktion dauert dann nur noch 2-3 Stunden (wenn überhaupt) und ist quantitativ.

Ein interessanter Ansatz wäre auch der Zusatz katalytischer Mengen Kalium- oder Natriumiodid (Finkelstein-Reaktion).
Antworten